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Staatsterror
Alexander Isele über die Morde an der Bevölkerung in Myanmar
Myanmars Putschregime hat nur noch ein Ziel: Nach fast zwei Monaten Protesten gegen den Staatsstreich will es mit brutaler Gewalt eine Friedhofsruhe erzwingen. Die Menschen sollen aus Todesangst zu Hause bleiben. Ganz offen kündigt das Regime dies auch an: Wer demonstriert, muss mit der Gefahr leben, einen Schuss in den Rücken oder in den Kopf zu bekommen. Kinder, Frauen, Männer, Alte, ganz gleich, auf alle wird geschossen. Aus 44 Ortschaften im ganzen Land wurden am Samstag insgesamt 114 Todesopfer gemeldet. Der Terror gegen die eigene Bevölkerung, er hat System.
Zu fürchten hat das Regime nicht viel. Das Militär in Myanmar kennt es, international isoliert zu sein. Wirtschaftssanktionen sitzt man aus, im Zweifel wird die Bevölkerung leiden, die Militärs werden ihre Wege finden, Geschäfte zu machen. Dass sie kaum mehr zu fürchten haben, liegt daran, dass sie starke Unterstützung genießen. Während die Rivalen China und Indien erwägen, das Putschregime anzuerkennen, baut Russland die Beziehungen mit dem Militär in Myanmar aus. Eine scharfe Resolution im UN-Sicherheitsrat ist somit undenkbar.
Die sich international im Stich gelassen fühlende Bevölkerung spült die sogenannten sozialen Medien mit kaum auszuhaltenden Bildern der Gräueltaten. Die vage Hoffnung, den Staatsterror zu dokumentieren, um die Verantwortlichen eines Tages zur Rechenschaft ziehen zu können, gibt aber kaum Trost. Auf sich allein gestellt, kommt es trotz des Terrors für viele Menschen nicht in Frage aufzugeben.
Zu viele erinnern sich an die Zeit der fast 60-jährigen Militärdiktatur, die erst 2011 endete. Den Hauch von Freiheit, den sie seither kosten durften, wollen sie nicht hergeben - und koste es ihr Leben. Am Sonntag nach dem blutigsten Tag seit dem Putsch am 1. Februar gingen wieder Demonstrant*innen auf die Straße. Und das Militär antwortete wieder mit Terror.
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