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Autobauer auf Wohnungssuche
Brandenburg rechnet mit Zuzug von 36 000 Tesla-Mitarbeitern zwischen Fürstenwalde und Berlin-Köpenick
Seit rund einem Jahr verändert der US-Autobauer Tesla die Region im östlichen Berliner Umland tiefgreifend. Wenn in dessen Fabrik in Grünheide (Oder-Spree) im Juli die ersten Elektroautos vom Band laufen, hinkt die regionale Infrastruktur dem vorgelegten Tempo hinterher. Doch woher sollen die 12 000 Arbeitskräfte kommen, die in der ersten Ausbaustufe des Tesla-Werkes arbeiten werden, und wo sollen sie wohnen? Inzwischen hat das Land Brandenburg einen Plan davon, was sich in den nächsten Jahren für die Region zwischen Fürstenwalde, Königs Wusterhausen, Strausberg und dem Berliner Bezirk Treptow ableiten lässt.
Am Terminplan der Amerikaner ließ Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) angesichts des inzwischen sprichwörtlichen »Tesla-Tempos« am Dienstag keinen Zweifel aufkommen. Sein Haus hatte zur Vorstellung des innerhalb eines Jahres erarbeiteten Konzeptes für die Entwicklung des Umfeldes der Tesla-Ansiedlung eingeladen. Das Papier, das zur Ertüchtigung der Infrastruktur in dieser Region Potenziale zusammenfasst, ist ein in dieser Dimension bisher wohl einzigartiges Gemeinschaftswerk. Kein Wunder, die Ambitionen sind groß: »Wir reden bei Tesla in Grünheide von einem der größten Automobilstandorte Deutschlands«, so Minister Beermann. Dabei maß er den 300 Hektar großen Tesla-Standort mit seinen am Ende 40 000 Mitarbeitern am Branchenprimus VW in Wolfsburg, der 60 500 Menschen auf 600 Hektar beschäftigt.
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Arbeiter aus Berlin und Polen erwartet
Konzeptbeteiligte waren neben dem Infrastrukturministerium die Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg, 22 Brandenburger Städte und Gemeinden, der Berliner Bezirk Treptow-Köpenick sowie die regionale Planungsgemeinschaft Oderland-Spree und der Landkreis Oder-Spree. Die Beteiligten verfolgten mit den Untersuchungen das Ziel, »eine Grundlage für die Umsetzung der wohnbaulichen Maßnahmen und die Entwicklung notwendiger Gewerbeflächen für das weitere Umfeld des Tesla-Werks in Grünheide (Mark) zu schaffen«, heißt es in einer Mitteilung.
Dabei ergab sich, dass man bei den rund 12 000 Beschäftigten der ersten Ausbaustufe des Tesla-Werks von fast 11 600 Zuzüglern ausgehen muss. Für die Zeit, nach der das Werk voll ausgebaut ist, wird mit 36 000 Zuzüglern gerechnet. Das aber bedeutetet, dass vermutlich nur relativ wenige Menschen aus der näheren Umgebung direkt bei dem Autobauer arbeiten werden.
Timo Fichtner von der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg verwies am Dienstag darauf, dass sowohl das Hochfahren der Autofabrik als auch der Zuzug von Beschäftigten in die Nähe des Arbeitsortes nicht von heute auf morgen erfolge. Auch werde nicht jeder Zuzügler einen Wohnort in Erkner, Grünheide oder in Freienbrink suchen. Man rechne mit vielen Berlinern, und es dürfte auch nicht überraschen, wenn viele Beschäftigte bei Tesla oder einem der Service-Unternehmen etwa »einen polnischen Pass« besäßen.
40 890 potenzielle Wohneinheiten
Mit dem Umfeldentwicklungskonzept gebe es erstmals eine konkrete Abschätzung, wie viele Menschen in den kommenden Jahren in die Region ziehen werden und welche Orte im Fokus der Zuzüge stehen könnten, heißt es. In diesem Zusammenhang habe man sämtliche für Wohnen und gewerbliche Nutzungen geeigneten Bauflächen erfasst, bewertet und in einem »sicheren Katalog« zusammengestellt. Dabei seien 3276 Potenzialflächen für den Wohnungsbau und 286 für die gewerbliche Nutzung analysiert worden, differenziert nach Planungsstand und Entwicklungsfähigkeit.
Daraus ergeben sich gute Aussichten für Menschen, die im Zusammenhang mit einer Jobsuche bei Tesla oder einer anderen Neuansiedlung östlich von Berlin oder auch etwa in Berlin-Köpenick eine Wohnung suchen. Insgesamt 40 890 zusätzliche Wohneinheiten ließen sich auf den insgesamt erfassten 968 Hektar Potenzialflächen errichten.
Für die Ermittlung dieser Wohnungsbaupotenziale wurden Siedlungsgebiete von Städten und Gemeinden untersucht, von denen aus man mit dem Auto innerhalb von etwa 15 Minuten das Tesla-Werk erreichen kann. Berücksichtigt wurden auch Orte mit nahe gelegenem Haltepunkt an der Regionalexpress-Linie RE1 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder).
Ausbau des Nahverkehrs nötig
»Mit dem landesplanerischen Konzept zur Entwicklung des Umfeldes der Tesla-Gigafactory in Grünheide (Mark) haben wir den Grundstein für eine strategisch kluge Siedlungsentwicklung in der Region gelegt«, erklärte der Infrastrukturminister. »Für die Nutzung der Baupotenzialflächen durch die Städte und Gemeinden im Tesla-Umfeld haben wir nun einen verlässlichen Rahmen.«
Ausbaufähig sind, wie Bürgermeister und Landräte aus der Region aufmerksam machte, Zusagen bei der weiteren Entwicklung von Einrichtungen der sozialen Daseinsvorsorge - also Kitas, Schulen, medizinische Versorgung, Feuerwehr, Dienstleistungen. Auf einem ganz anderen Blatt steht die Ertüchtigung der Verkehrsinfrastruktur. Wobei Minister Beermann hier den Fokus ganz im Sinne des Klimaschutzes eindeutig auf den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs setzte.
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