- Berlin
- Coronatests an Berliner Schulen
Schule startet, getestet wird später
Elternvertreter befürchten Ansteckungsgefahr bei der Durchführung von Schnelltests in den Klassen
Der Landeselternausschuss ist massiv unzufrieden mit der für kommenden Montag angekündigten Testpflicht in den Schulen. Zwar begrüße man die Einführung verpflichtender Coronatests für die Schüler, doch: »Die Umsetzung am Ort Schule finden wir fragwürdig«, so die Elternvertretung in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme.
Am Vortag hatte der rot-rot-grüne Senat eine entsprechende Vorlage von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bestätigt (»nd« berichtete). Die Tests sollen »bei guter Belüftung in den Klassen oder je nach schulorganisatorischen Möglichkeiten auch in anderen Bereichen der Schule« durchgeführt werden, teilte die Bildungsverwaltung mit.
Unter anderem diese Vorgabe sorgt beim Elternausschuss für arges Stirnrunzeln: »Während es noch im Februar hieß, dass Testen im Klassenzimmer zu unsicher sei, weil beim Abstreichen geniest wird und somit Aerosole quer durch den Raum verteilt werden, kommt die Senatsbildungsverwaltung jetzt zu einem anderen Ergebnis. Was hat sich geändert, dass es nun eine andere Entscheidung gegeben hat?«
Nicht alle Eltern teilen die Kritik. Immer wieder ist auch zu hören, dass es sicherer sei, unter Aufsicht an den Schulen zu testen. »Mit dem Vertrauen darauf, dass die Tests zu Hause schon gemacht werden, ist das eher ein Blindflug«, sagt die Mutter einer Grundschülerin aus Kreuzberg, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Sie hoffe aber, dass das ganze Prozedere »nicht auf Kosten der ohnehin schon viel zu knapp bemessenen Unterrichtszeit geht«.
Testpflicht hin oder her: Die Linke bleibt derweil bei ihrer generellen Kritik an den Schulöffnungen, nicht zuletzt, weil ab 19. April auch die bisher ausgesparten Mittelstufen wieder im Wechselmodell Präsenzunterricht erhalten sollen. »Ich komme mir schon vor wie die Ruferin in der Wüste«, sagt die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Regina Kittler, zu »nd«. »Aber ich halte die Entscheidung nach wie vor für falsch, einfach so weiterzumachen wie bisher und dann auch noch die Siebt- bis Neuntklässler mit reinzuholen.« Richtig wäre es gewesen, die Schulen nach den Osterferien sicherheitshalber noch geschlossen zu halten. »Ich verstehe nicht, warum wir nicht wenigstens noch 14 Tage durchhalten können. Die Infektionszahlen müssen runter.«
Kittler bedauert, dass sich die Linke mit ihrer Haltung am Donnerstag im Senat nicht durchsetzen konnte. Für Ärger sorgt zudem eine Äußerung der Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek im Anschluss an die Sitzung. Mit Blick auf die abgesagten Impfangebote für die Lehrkräfte weiterführender Schulen hatte Kapek dem RBB gesagt: »Viele Verkäuferinnen im Supermarkt haben bis heute kein Impfangebot bekommen, und wir erwarten trotzdem, dass sie weiter arbeiten.« Geht gar nicht, findet Linke-Politikerin Kittler: »Natürlich müssen die Verkäuferinnen so schnell wie möglich geimpft werden. Aber eben natürlich auch die Lehrkräfte. Was soll denn das, dieses Gegeneinander-Ausspielen?«
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.