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  • Markus Söder und Armin Laschet

Zweikampf in der Union um Kanzlerkandidatur

Markus Söder und Armin Laschet erklären vor der Unions-Bundestagsfraktion ihre Ambitionen

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Die beiden Vorsitzenden von CDU und CSU, Armin Laschet und Markus Söder, wollen die Frage der Kanzlerkandidatur einvernehmlich klären. Das sagten die beiden Politiker am Sonntagnachmittag nach einer Sitzung mit den Abgeordneten der Unions-Bundestagsfraktion. Sowohl der nordrhein-westfälische Ministerpräsident als auch sein Amtskollege aus Bayern stehen für diese Aufgabe bereit. Das erklärten sie nun erstmals öffentlich. Vor dem Auftritt in der Fraktion hatten Laschet und Söder ein vertrauliches Gespräch geführt, das beide als lang und freundschaftlich charakterisierten.

Der Bayer ist der Vorsitzende der kleineren Partei und betonte deswegen, er werde selbstverständlich nur Kanzlerkandidat, wenn die CDU als große Schwester dies auch breit unterstütze. »Wenn die CDU aber eine andere Entscheidung treffen sollte, wird man dies akzeptieren. Und man wird weiterhin sehr gut zusammenarbeiten«, kündigte Söder an.

Der bayerische Ministerpräsident rechnet sich offenbar auch deswegen Chancen aus, weil Laschet derzeit schwächelt. Das Ansehen seiner schwarz-gelben Landesregierung ist einer Umfrage zufolge in Nordrhein-Westfalen seit Ende Januar gesunken. Nach der repräsentativen Umfrage im Auftrag des WDR-Magazins »Westpol« ist aktuell nur jeder vierte Wahlberechtigte in NRW mit der Arbeit von Laschet zufrieden (26 Prozent, minus 34 Prozentpunkte im Vergleich zum Januar). 69 Prozent (plus 31 Prozentpunkte) sind laut der Infratest-dimap-Umfrage unzufrieden. Der WDR teilte mit, das sei der schlechteste Wert für Laschet seit seiner Wahl zum Ministerpräsidenten im Juni 2017.

Mehrere Spitzenpolitiker der Union drängen nun auf eine schnelle Entscheidung über die Kanzlerkandidatur. »Wir haben ein großes Interesse daran, dass die ganze Sache zügig vonstatten geht«, sagte der Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus (CDU). CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt betonte: »Die Zeit ist reif, dass wir in den nächsten zwei Wochen die Entscheidungen treffen.«

Einzelne Abgeordnete der CDU sprachen sich wegen hoher Beliebtheitswerte von Söder bereits für den Vorsitzenden der CSU aus. Zudem wird in Teilen der Unionsfraktion die Forderung erhoben, bei der Frage der Spitzenkandidatur mitsprechen zu dürfen: »Als Mitglieder einer selbstbewussten CDU/CSU-Bundestagsfraktion erwarten wir, dass, bevor eine Festlegung dieser Tragweite verkündet wird, in einer parteiübergreifenden Fraktionssitzung von CDU und CSU darüber diskutiert und im Zweifel auch dort entschieden wird«, heißt es in einer Erklärung von mehr als 50 Parlamentariern.

Der Spitzenkandidat der Union will die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel antreten, die bei der Bundestagswahl im Herbst nicht erneut kandidiert. In Umfragen führt die Union vor den Grünen, musste zuletzt aber wegen Korruptionsaffären in den eigenen Reihen Einbußen hinnehmen.

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