Neue Gewalt in Minneapolis

Polizei zerstreut Menge vor Polizeirevier nach Tod von 20-jährigem Afroamerikaner bei Polizeikontrolle

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 3 Min.

»Daunte Wright wurde aus dem gleichen Grund getötet wie George Floyd«, schreibt Simon Balto. »Die erste Reaktion und das organisierende Prinzip der Polizei ist Gewalt«, so die Reaktion des Professors für African American History an der University of Iowa auf Twitter, nachdem am Sonntag abermals ein Afroamerikaner von der Polizei erschossen wurde. Auf den Straßen von Brooklyn Center - einem Vorort von Minneapolis - wurden zu diesem Zeitpunkt schon Polizisten attackiert, die in schwerer Kampfmontur die lokale Polizeistation bewachten.

Etwa 500 Demonstrierende hatten sich am Sonntagabend Ortszeit versammelt, zunächst am Todesort von Wright, um Kerzen aufzustellen, und waren dann zur Polizeiwache gezogen. Auch wenn Protest-Organisatoren versuchten, andere von militanten Aktionen abzuhalten, vor der Wache flogen laut Angaben der Lokalpresse Gegenstände auf die Polizisten. Videos zeigen Jugendliche, die auf zwei Polizeiautos herumspringen. Die Polizisten zerstreute die Menge unter dem Einsatz von Tränengas, Blendgranaten und Gummigeschossen, rund 20 Geschäfte in der Gegend wurden geplündert. Der schwarze Bürgermeister von Brooklyn Center verhängte eine Ausgangssperre, der weiße Demokraten-Gouverneur von Minnesota erklärte seine Anteilnahme gegenüber der Familie von Wright - und dass er die »Situation genau im Auge« habe.

Teller und Rand - der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Der 20-jährige Daunte Wright hatte offenbar am Sonntag seine Mutter angerufen und gesagt, er werde von der Polizei kontrolliert. Auf dem Anruf sei eine Auseinandersetzung zu hören gewesen, dann habe jemand gesagt »Daunte, renn nicht weg«, der Anruf sei abgebrochen. Als Wrights Mutter zurückrief, habe seine Freundin, die mit ihm im Auto war, abgenommen und gesagt, Wright sei erschossen worden. Wright habe das Auto verlassen, dann hätten die Polizisten auf ihn geschossen, er sei wieder eingestiegen und verletzt weggefahren, so Katie Wright.

Laut Polizeiangaben war Wright wegen einem Verkehrsdelikt angehalten worden. Weil für ihn ein Haftbefehl vorlag, versuchten Polizeibeamte, ihn zu verhaften. Im Zuge dessen sei Wright in sein Auto zurückgelangt, ein Polizist habe dabei auf ihn geschossen. Anschließend fuhr er noch mehrere Blocks weiter, um dann in ein parkendes Fahrzeug zu crashen. Wiederbelebungsversuche von Beamten waren erfolglos. Seine Freundin wurde mit nicht lebensbedrohlichen Verletzungen in ein lokales Krankenhaus eingeliefert. Laut der Polizei trugen die Beamten Body Cams und diese waren auch eingeschaltet.

In Minneapolis wird angesichts des erneuten Vorfalls die Präsenz der Nationalgarde verstärkt. Dort geht dieser Tage der Prozess gegen den weißen Polizist Derek Chauvin in die dritte Woche. Ihm wird im Fall George Floyd Mord vorgeworfen. Floyds Tod hatte im Sommer 2020 wochenlange Black-Lives-Matter-Proteste ausgelöst. Laut Statista-Daten haben Polizisten in den USA von Januar bis Ende März dieses Jahr bereits 212 Menschen erschossen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -