- Berlin
- Neue Strecken
Senat beschließt umstrittene Tram-Linien
Neue Strecken von Weißensee nach Pankow und Verlängerung der M10 zum Hermannplatz geplant
Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) wehrt sich gegen Kritik an einer schleppenden Verkehrswende in Berlin. »Wir arbeiten an 15 Streckenverläufen bei der Straßenbahn, eine wird fertig, drei sind in der finalen Phase«, sagte Günther am Dienstag in der Senatspressekonferenz im Roten Rathaus. Es würde aufgrund der verschiedenen Planungsphasen acht Jahre dauern, bis eine Strecke fertig werde. »Das heißt, wir liegen sehr gut in der Zeit«, so die Senatorin. Man habe zudem sehr viel in Angriff genommen. Während in den vergangenen 15 Jahren insgesamt zwölf neue Tram-Linien entstanden seien, würden in den nächsten 15 Jahren 15 neue Strecken hinzukommen.
Verzögerungen bei den im Koalitionsvertrag festgelegten Tram-Projekten begründete die Verkehrssenatorin mit dem dafür nötigen Personalaufbau für solche Projekte in der Senatsverkehrsverwaltung, aber auch bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), die ab einer gewissen Planungsstufe den Neubau der Strecken übernehmen.
Bei zwei Strecken, die neu gebaut werden sollen, geht es indes voran. »Wir haben zwei Straßenbahnen in die nächste – ich sage mal – Leistungsphase gehievt«, erklärte Günther am Dienstag. Damit ist einerseits der Neubau einer Tram-Linie von Weißensee über Heinersdorf nach Pankow gemeint. Zum anderen soll die M10 vom U-Bahnhof Warschauer Straße in Friedrichshain über die Oberbaumbrücke und den Görlitzer Park zum Hermannplatz in Neukölln verlängert werden (»nd« berichtete). Günther: »Wir wollen das Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs an die wachsende Stadt anpassen und den ÖPNV attraktiver machen.«
Davor hatte sich der Senat mit Voruntersuchungen zu beiden Strecken beschäftigt. Beide Linien schnitten im Vergleich der Verkehrsmittel gut ab. Auch die Trassenverläufe und Nutzen-Kosten-Untersuchungen wurde positiv beschieden.
Bei der Strecke von Weißensee nach Pankow, die wie ein »Bogen« durch den Bezirk verlaufen soll, werden, so die Einschätzung der Verkehrsverwaltung »sehr viele Fahrgäste davon profitieren«. Die Kosten für diese Neubaustrecke werden auf 75 Millionen Euro geschätzt. Eine Inbetriebnahme ist für das Jahr 2028 vorgesehen. Wie immer bei Straßenbahnprojekten rechnet die Verwaltung mit einer »intensiven Beteiligung« der Bürgerinnen und Bürger. Jüngste Erfahrungen mit dem Bürgerwillen hat Günther bei der Verlängerung der M10, der sogenannten Partytram, machen können. Die Verkehrssenatorin bestätigte: »Es geht jetzt durch den Park.« Gemeint ist der Görlitzer Park, den die Tram nach der Falckensteinstraße durchfahren soll. »Wenn wir es richtig und gut machen, dann kann man von einer Durchschneidung des Parks nicht sprechen«, konterte Günther entsprechende Vorbehalte aus dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Die Senatorin zeigte als Beleg Grafiken, wie der Tram-Verlauf in der Falckensteinstraße und im Park aussehen soll. Auf den Illustrationen sind sogenannte Rasengleise, gesicherte Gehwege und Überquerungen und Gehwege zu sehen. Die Falckensteinstraße selbst soll autofrei werden, rechts und links der Tramstrecke sollen künftig Radstreifen verlaufen.
Als Kompensation für die Verlängerung bietet der Senat an, eine Uferpromenade an der Spree anzulegen. Für den Fall, dass die Trasse der Tram nicht durch, sondern am Rand des Görlitzer Parks entlang geführt werden sollte, kündigte Günther an, dass dann die Kompensation wegfallen würde. »Es kommt darauf an, dass wir bei den nächsten Bürgerdialogen gute Lösungen finden«, sagte Günther. Der Senatorin dürften turbulente Versammlungen bevorstehen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.