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Das Ende vom Lied
Der FC Bayern gewinnt 3:2 in Wolfsburg - und verliert Trainer Flick
Jamal Musiala hatte sich wirklich ins Zeug gelegt, um der Mann des Tages zu werden. Aber am Ende funkte sein Trainer dazwischen. Nicht absichtlich, selbstverständlich, denn Hansi Flick hätte es dem Jungprofi ja sehr gegönnt. Aber es ging um mehr als um einen weiteren Sieg des FC Bayern auf dem Weg zur neunten Meisterschaft in Serie, um mehr als die fantastische Entwicklung eines 18-Jährigen in dieser Saison. Das 3:2 der Münchner beim VfL Wolfsburg am Samstag rückte nach Schlusspfiff ebenso in den Hintergrund wie die beiden Tore von Musiala, denn Flick vollendete, was er unter der Woche in der Nacht von Paris angedeutet hatte und worüber zuvor schon wochenlang spekuliert worden war.
Seine Erklärung, dass er den FC Bayern im Sommer verlassen wolle und den Verein nach dem Champions-League-Aus am Dienstag um die Freigabe aus dem bis 2023 laufenden Vertrag gebeten habe, war keine Überraschung. »Es sind Dinge, die in der Entwicklung so entstehen«, sagte Flick. Gründe für seine Entscheidung nannte er nicht, die, sagte er, »bleiben jetzt erst einmal intern«. Oder anders ausgedrückt: Sie sind schon ausreichend extern besprochen worden, der Zwist mit Sportvorstand Hasan Salihamidžić in erster Linie und dass ihn das fehlende Mitspracherecht bei wichtigen Personalien gestört hat.
Thomas Müller erinnerte an die mentale Kraftanstrengung in der Trainerposition: »Trainer beim FC Bayern zu sein, da braucht man schon grundsätzlich ein dickes Fell«, so der Angreifer. Dass der Posten von Bundestrainer Joachim Löw im Sommer vakant ist, habe keine Rolle gespielt, so Flick. Es habe noch keinen Kontakt zum Deutschen Fußball-Bund, zu Oliver Bierhoff, dem DFB-Direktor Nationalmannschaft, gegeben, versicherte er.
Zwar muss der Verein dem Wunsch von Flick noch zustimmen, aber es ist nur schwer vorstellbar, dass er dies nicht tun wird. Zumal die Verantwortlichen in den vergangenen Wochen - mit Ausnahme des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge - Flick nicht die Wertschätzung zukommen haben lassen, die der sich erhofft und aufgrund seiner Erfolge in den vergangenen 18 Monaten wohl auch verdient hätte.
Rummenigge, so ist zu vernehmen, habe bis zum Ende für Flicks Verbleib gekämpft. Ihm wird deshalb das Novum nicht gefallen: dass ein Trainer seinen Vertrag beim FC Bayern nicht erfüllen will. Doch Rummenigge beendet seinen Job zum Jahresende, und die Frage ist, ob er sich bei langfristigen Entscheidungen überhaupt noch vehement ins Zeug legt. Sein designierter Nachfolger Oliver Kahn hat dagegen das Problem, noch nicht alle Machtbefugnisse zu haben. In diesem Vakuum müssen die Bayern jetzt nicht nur einen Nachfolger für Flick suchen, der Julian Nagelsmann heißen könnte, sofern der Lust hat und ihn RB Leipzig ziehen lässt. Es geht auch darum, ein paar interne Dinge zu klären. Zum Beispiel, wie sehr der Machtkampf Sportvorstand Salihamidžić geschadet hat.
Flick muss sich für seine Amtszeit als Cheftrainer des FC Bayern nicht viel vorwerfen lassen. Es mag im Verein nicht immer gut angekommen sein, dass er mehr Mitspracherecht bei der Kaderplanung forderte - auch in der Öffentlichkeit. Aber wer sechs Titel gewinnt, hat sportlich eben ziemlich viel richtig gemacht: Ihm sollten schon ein paar Kompetenzen bei Personalentscheidungen eingeräumt werden. Man will bei der Kaderplanung mitgenommen werden, ließ Flicks Vorgänger Niko Kovač unter der Woche wissen. »Wir wissen alle, wie es in München abläuft: Dort ist es genau das Gegenteil.«
Als Flicks Entscheidung gefallen war, tat er, was ein loyaler Angestellter macht. Er informierte zuerst seinen Arbeitgeber. Dafür sei nach dem Champions-League-Aus der richtige Zeitpunkt gewesen, sagt Flick. Dann teilte er es seinen Mitarbeitern, sprich den Spielern, mit. Es sei ihm wichtig gewesen, sagte Flick, »dass die Mannschaft es von mir erfährt«, und da konnte er sich nicht Zeit lassen, bis die Meisterschaft endgültig gesichert war. Der Flurfunk, das weiß er, funktioniert an der Säbener Straße auch in Home-Office-Zeiten ziemlich gut. »Das müssen wir als Mannschaft erst einmal verarbeiten«, gab Kapitän Manuel Neuer zu und sprach von einer »emotionalen Geschichte«: Für Flicks Spieler in erster Linie. Aber ganz sicher auch ein bisschen für den gesamten Verein.
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