Auf die Ausreden gespannt

Daniel Lücking über die Kampagne einer Gruppe von Schauspielern

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.

Die rund 50 Videos der Aktion »Alles dicht machen« provozieren. Namhafte Schauspieler*innen - davon einige bekannte Tatort-Kommissar*innen - üben Kritik an den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung und auch an den Forderungen nach einem effektiven Lockdown. Lügenpresse sagen sie nicht direkt. Auch von einer Corona-Diktatur sprechen sie nicht.

Zu finden ist auch die klassische Hufeisentheorie und Kritik an linken Positionen. Wer links sei, solle vorsichtshalber noch linker werden, transportiert das Video mit dem Schauspieler Christian Ehrich. Felix Klare, sonst Tatort-Kommissar in Stuttgart, las angeblich in den Tagebüchern seines Uropas und züchtigt nun seine Kinder im Homeschooling. »Erziehen sie ihre Kinder zu Disziplin und Hygiene«, so Klares Appell zum Schluss.

Dass die ironischen Einlassungen kaum von der Querdenkenschwurbelei zu unterscheiden sind, wird auch durch Distanzierungen die schon wenige Stunden nach Kampagnenstart passieren oder durch zurückgezogene Videos nicht besser. Applaus des rechtsoffenen Ex-Verfassungsschützer Hans-Georg Maaßen? Wer konnte das denn ahnen.

Gelungen aber dürfte sein, dass der provokant-ironischen Kampagne nun reichlich Talksshowauftritte folgen werden, in denen die Schauspieler*innen dann erklären dürfen, wie falsch sie ja verstanden wurden und natürlich was sie eigentlich meinten. Die hohen Dichte an Tatort-Schauspieler*innen hat noch eine weitere Ironieebene. Kaum ein TV-Format erklärt unverblümter in der Manier eines Pressesprechers des Bundesinnenministeriums, was Recht und Gesetz ist.

Regelmäßig spulen Tatort-Kommissar*innen ab, was sonst nur in der Regierungspressekonferenz zu hören ist und Bürgerrechte begrenzt. Ironisch ist dass dann leider meist nicht, nur die Kampagne ist halbwegs erträglich verpackt. Jedenfalls, wenn man Tatort schauen mag.

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