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Zurück in die Zukunft
Gegen den Abstieg: Trainer Markus Weinzierl ist wieder beim FC Augsburg
Als der abstiegsgefährdete FC Augsburg am Montag die erwartete Trennung von Trainer Heiko Herrlich und die Verpflichtung von Markus Weinzierl als Nachfolger verkündete, ging es nicht nur um die Zukunft, sondern auch um die Vergangenheit. Zwischen 2012 und 2016 hatte Weinzierl den FCA schon einmal gecoacht - und mit ihm eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die den kleinen Klub aus Bayern über die Bundesligaplätze 15 (2013), acht (2014) und fünf (2015) bis in die Zwischenrunde der Europa League zu Jürgen Klopps FC Liverpool an die Anfield- Road führte. Dort schieden die Augsburger im Februar 2016 nach einer 0:1-Niederlage und einem torlosen Remis im Hinspiel knapp aus, begleitet vom selbstironischen Slogan »In Europa kennt uns keine Sau«.
Diese Erinnerungen an den größten Vereinserfolg schwingen nun ebenso mit wie jene an den oft attraktiven und geradlinigen Überfallfußball, mit dem Weinzierl damals auch seine eigene Karriere befördert hatte. Einen solchen Stil hatten sie unter Herrlich sehr vermisst, zumal dieser eine spielerische Entwicklung bei seiner Vorstellung am 10. März 2020 angekündigt hatte. Doch dieses Ziel wurde nicht erreicht. Zuletzt holte der FCA gegen die Abstiegskandidaten Schalke (0:1), Bielefeld (0:0) und Köln (2:3) nur einen Punkt. Der Vorsprung auf Relegationsplatz 16 beträgt vor den verbleibenden drei Spielen in Stuttgart, gegen Bremen und beim FC Bayern nur noch vier Zähler. Der Vereinsführung habe »der Glaube gefehlt, die restlichen Spiele in der bisherigen Konstellation erfolgreich zu gestalten«, begründete Manager Stefan Reuter die Trennung von Herrlich.
Nun verbindet den seit zwei Jahren arbeitslosen Trainer und den FCA die Sehnsucht nach den alten Erfolgen. Dass sich Weinzierl 2016 aus Augsburg nach einem Clinch mit Reuter gen Schalke verabschiedet hatte, daran wollen sie nicht mehr zurückdenken. Und Weinzierl wohl auch nicht an seine ebenfalls unglückliche Zeit beim VfB Stuttgart, die nach einer 0:6-Niederlage beim FC Augsburg vor zwei Jahren und einer Woche zu Ende gegangen war. Konfrontiert wird der 46-Jährige damit aber in zehn Tagen: Am Freitag in einer Woche sind die Augsburger erneut mit den Stuttgartern verabredet, diesmal im Stadion des VfB. Weinzierl wird dann wieder als Gästetrainer dabei sein.
»Ich freue mich riesig, wieder mit Stefan Reuter und der Mannschaft zusammenzuarbeiten und an die erfolgreichen gemeinsamen Jahre anknüpfen zu können«, wurde Weinzierl in der Vereinsmitteilung zitiert. Er erhielt einen Vertrag, dessen überschaubare Dauer bis zum 30. Juni 2022 von einer gewissen Vorsicht kündet. Assistieren wird Weinzierl der erfahrene Reiner Maurer. Der 61-Jährige war zuletzt Trainer bei Türkgücü München sowie einst zweimal beim TSV 1860 München. An diesem Dienstag wird Weinzierl sein erstes Training leiten und sich zusammen mit Manager Reuter auf einer Videokonferenz äußern.
Es ist ein Trainerwechsel, über den schon länger geraunt wurde. Bereits im Februar hieß es, im Verein werde über Weinzierls Rückkehr nachgedacht. Reuter stellte sich damals noch schützend vor Herrlich. Doch die Hoffnung erfüllte sich nicht, dass sein ehemaliger Mitspieler aus Dortmunder Zeiten das spielerische Vermögen der Mannschaft verbessern würde. Es ist insgesamt eine unglückliche Beziehung gewesen, die der frühere Stürmer und der FCA miteinander erlebten. Ein Beispiel dafür war seine Schwärmerei bei seiner Vorstellung über die Stimmung in der Augsburger Arena. »Man spricht ja hier auch von Klein-Anfield«, schmeichelte Herrlich. Als gegnerischer Trainer habe er die Atmosphäre in Augsburg schon erlebt, und diese sei »wirklich unglaublich«. Als nun ehemaliger Augsburger Trainer blickt er auf viele oft triste Geisterspiele in den dreizehneinhalb Pandemie-Monaten zurück, in denen er nur ein Heimspiel vor Publikum erlebt hatte - immerhin ein stimmungsvolles 2:0 gegen Dortmund vor 6000 Zuschauern im September 2020.
In Erinnerung von Herrlichs Zeit in Augsburg bleibt aber eher ein Missgeschick: sein Gang in einen Supermarkt, um Zahnpasta und Hautcreme zu kaufen. Davon hatte der Trainer freimütig berichtet, obwohl er und die Mannschaft zu einer Corona-Quarantäne verpflichtet waren. Dass er deshalb zum wiederholten Male sein Debüt als Trainer des FCA verpasste und zwei Monate auf dieses warten musste, fügte sich ins Bild. Nun heißt es in Augsburg mit Weinzierl: Zurück in die Zukunft.
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