Laschet holt Merz in sein Wahlkampfteam

Bei einer Videoschalte mit Abgeordneten aus der Südwest-CDU betonte der Unions-Kanzlerkandidat sein ehemaliger Rivale könne Menschen begeisten

  • Lesedauer: 3 Min.

Stuttgart. Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet will den Wirtschaftsexperten Friedrich Merz in sein Wahlkampfteam holen. »Friedrich Merz gehört für mich fest in den Mannschaftskader der Union für die Bundestagswahl«, sagte der CDU-Vorsitzende am Dienstagabend bei einer Videoschalte mit der baden-württembergischen CDU, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen erfuhr. Mit seiner Wirtschafts- und Finanzkompetenz könne Merz entscheidend dabei helfen, die gewaltigen Herausforderungen für Deutschland nach der Corona-Pandemie nachhaltig zu meistern.

Laschet sagte demnach weiter: »Die Union hat Deutschland schon durch viele schwere Krisen erfolgreich geführt, mit den richtigen Konzepten und den besten Köpfen. Friedrich Merz gehört für mich dazu. Nur im Team gewinnen wir.« Bei der Videoschalte waren etwas weniger als 100 Funktions- und Mandatsträger der Südwest-CDU aus Land, Bund und Europaparlament dabei. Der CDU-Landeschef und Bundesvize Thomas Strobl sagte den Angaben zufolge: »Armin Laschet und Friedrich Merz bilden eine Union.«

Die baden-württembergische CDU ist der zweitgrößte Landesverband und hatte im Machtkampf um die Kanzlerkandidatur mehrheitlich CSU-Chef Markus Söder unterstützt. Auch der frühere Unions-Fraktionschef Merz ist in der Südwest-CDU sehr beliebt. Schon im Rennen um den CDU-Bundesvorsitz hatte sich die Landes-CDU in großen Teilen gegen Laschet gestellt und dessen Konkurrenten Merz gestützt. Laschets Schachzug, Merz einzubinden, dürfte auch der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 6. Juni geschuldet sein. Der Sauerländer wird auch von CDU-Anhängern im Osten Deutschlands sehr geschätzt.

Katholisches Stehaufmännchen. Armin Laschet musste schon viele Niederlagen einstecken. Zweite Chancen nutzt er konsequent.

Laschet sagte laut mehreren Teilnehmern, er sei sich bewusst, dass es viele Aspiranten aus Nordrhein-Westfalen auf höhere Posten im Bund gebe. Da seien Merz, der Außenexperte Norbert Röttgen, Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus und Gesundheitsminister Jens Spahn. Alle seien: »Mann, katholisch, Nordrhein-Westfalen.« Die CDU brauche aber mehr Diversität. »Trotzdem ist der Friedrich Merz eine andere Kategorie.« Der 65-jährige Wirtschaftsexperte könne die Menschen begeistern.

Der CDU-Vorsitzende warnte in der Sitzung davor, wegen der sinkenden Umfragewerte den Grünen hinterherzulaufen. »Wir müssen aufpassen, dass wir nicht so tun, als wären wir so etwas wie die Grünen«, sagte Laschet den Angaben zufolge. Man müsse »CDU pur« sein. »Dann haben wir eine Chance, diese Bundestagswahl zu gewinnen«, sagte Laschet. Er mahnte, die Grünen um Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock würden jede sich bietende Gelegenheit nutzen, ohne die Union eine Bundesregierung zu bilden. »Dann wird das eine andere Republik sein.«

Er wundere sich darüber, dass die CSU nun als modern dargestellt werde und er selbst als jemand aus den 80er Jahren. Dabei sei es noch nicht lange her, dass die CSU etwa in der Migrationsfrage als auch beim CO2-Preis alles andere als modern gewesen sei. »Jetzt sind sie plötzlich an der Spitze der Ökologiebewegung.« dpa/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!