140 Meistertitel in 18 Sportarten
Die Präsentation der Finals 2021 an Rhein, Ruhr und Spree wird auch zur politischen Bühne
Die Finals 2021 in Berlin und Nordrhein-Westfalen sind zwei Monate vor den Olympischen Sommerspielen in Tokio nicht nur eine wichtige Leistungsüberprüfung für die deutschen Spitzenathleten. Das so genannte Mini-Olympia, bei dem vom 3. bis 6. Juni 18 Sportarten ihre nationalen Titelkämpfe unter einem gemeinsamen Veranstaltungsdach austragen und 140 deutsche Meister gekürt werden, soll auch die Hoffnung vom Ende der Coronakrise stärken. Ob mit oder ohne Zuschauer - das könnte auf den Tribünen an Rhein, Ruhr und Spree unterschiedlich gehandhabt werden.
Politiker noch uneins
»Wir schauen schon raus aus der Pandemie. Wir kommen voran«, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller am Montag bei der digitalen Präsentation des zweiten Finals-Projekts nach 2019. »In dieser Zeit ist es wichtig, Perspektive zu geben.« Er sei optimistisch, dass Besucher gemäß der Coronaregeln zugelassen werden könnten. »Wir werden keine vollen Stadien sehen, aber im begrenzten Umfang kann man wieder damit rechnen, dass Zuschauer zusammenkommen«, sagte der SPD-Politiker. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet machte dagegen klar: »Alle Wettbewerbe der Finals 2021 finden wegen der Corona-Pandemie unter strengen Hygieneauflagen und ohne Publikum vor Ort statt.« Zugleich betonte er die große Bedeutung der nationalen Multi-Sport-Veranstaltung vor den Olympischen Sommerspielen und den Paralympics in Tokio. »Die Finals sind so wichtig wie nie. Dadurch haben die Athleten noch einmal die Chance, sich selbst zu erproben oder sich auch noch für Olympia zu qualifizieren«, sagte der CDU-Bundesvorsitzende.
Die Finals sollen an vier Tagen in Berlin und der Metropolregion Rhein-Ruhr mit den Städten Bochum, Dortmund, Duisburg und Balve ausgetragen werden. Die deutschen Meisterschaften in der Leichtathletik finden im Rahmen der Finals in Braunschweig statt. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF werden darüber mehr als 25 Stunden in ihren Hauptprogrammen berichten. Wegen der Pandemie mussten die Finals 2020 abgesagt werden. Erstmals wurden sie 2019 an zwei Tagen ausgetragen.
In diesem Jahr wird in Nordrhein-Westfalen in zehn Sportarten und in Berlin in sieben um die Titel gekämpft. Geräteturnen und die Rhythmische Sportgymnastik werden in der Westfalenhalle in Dortmund stattfinden, Karate, Taekwondo und Tischtennis in der dortigen Helmut-Körnig-Halle. Kanu, Kanupolo und Stand-Up-Paddling ermitteln ihre Meister auf der Regattabahn im Sportpark Duisburg, die Reiter auf Schloss Wocklum in Balve, die Kletterer integriert in die Ruhr Games in Bochum. In Berlin steigen die Wettkämpfe im Bogensport, Modernen Fünfkampf und Triathlon im Olympiapark Berlin, die im 3x3 Basketball und Radsport Trial im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Der Triathlon startet im Strandbad Wannsee, die Schwimmer und Wasserspringer steigen in der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark ins Becken. In drei der Sportarten - im Bogenschießen, Tischtennis und Triathlon - werden Para-Athleten integriert sein beziehungsweise eigene Para-Wettbewerbe ausgetragen.
Ausgefallene Olympiaprobe
Für Nordrhein-Westfalen sollten die Finals eigentlich ein Baustein auf dem Weg zur geplanten Olympiabewerbung für 2032 sein - bis sich das Internationale Olympische Komitee für Brisbane als bevorzugten Kandidaten entschied und alle anderen Interessenten ausbootete. Dennoch gibt NRW das Olympiaprojekt nicht auf. »Die Städte an Rhein und Ruhr, die sich für die Olympischen Spiele bewerben wollten, machen weiter, bleiben weiter zusammen und bereiten sich auf das vor, was in den 2030er Jahren anstehen könnte«, erklärte Laschet. Die Privatinitiative Rhein-Ruhr hatte eine Bewerbung für die Sommerspiele 2032 geplant.
Womöglich entsteht aus der Zusammenarbeit bei den diesjährigen nationalen Finals auch eine für eine gemeinsame Kandidatur mit Berlin. »Wir werden sehen, was daraus auch an Kooperationen für die Zukunft wird«, sagte Müller. Wenn Brisbane den Zuschlag vom IOC erhält, käme das Jahr 2036 infrage. Ob Deutschland aber 100 Jahre nach den Nazi-Spielen 1936 in Berlin tatsächlich Olympiaschauplatz sein sollte, ist verständlicherweise umstritten.dpa/nd
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