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Alles oder nichts

Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg empfangen den FC Bayern. Wer gewinnt, wird vermutlich Meister. Und sichert sich eine Menge Geld

Showdown in der Frauen-Bundesliga: Selten gibt es so eindeutige Alles-oder-Nichts-Konstellationen wie an diesem Sonntag, wenn die Kickerinnen des Titelverteidigers VfL Wolfsburg den Bundesliga-Spitzenreiter FC Bayern München empfangen. Beide Teams dominieren die Bundesliga seit ein paar Jahren nach Belieben, vor allem die Wolfsburgerinnen, die zuletzt viermal in Folge den Meistertitel gewannen.

Allerdings schien es in dieser Saison lange so, als hätte die Stunde der Münchnerinnen geschlagen, die zuletzt 2015 und 2016 Meisterinnen wurden: Die jahrelang übermächtigen Wolfsburgerinnen standen 2020/2021 nur ein einziges Mal an der Tabellenspitze (am 5. Spieltag). Ansonsten zog der FC Bayern einsam seine Kreise.

Doch eine Spielzeit ist lang und mittlerweile ist die Konstellation eine andere: Die Münchnerinnen sind ins Trudeln geraten. Zuerst warf Wolfsburg die Bayern im Halbfinale aus dem DFB-Pokal. Dann verlor der FC Bayern Mitte April überraschend in der Liga gegen Hoffenheim (2:3), wodurch aus komfortablen fünf Punkten Vorsprung vor Wolfsburg kümmerliche zwei geworden waren, ehe man im Champions-League-Halbfinale auch noch an Chelsea London scheiterte.

Plötzlich droht aus einer sehr erfolgreichen Saison der Bayernfrauen doch noch eine missratene zu werden. Denn sollte Wolfsburg am Sonntag gewinnen - Anstoß ist um 13 Uhr, der NDR und der BR übertragen live -, stünde Bayern mit leeren Händen da. Für den VfL indes wäre die fünfte Meisterschaft in Serie zum Greifen nah. Im DFB-Pokalfinale am 30. Mai in Köln bestünde für die Grün-Weißen dann sogar die Möglichkeit, gegen Eintracht Frankfurt (vormals 1. FFC Frankfurt), ein Double daraus zu machen. »Das ist die Chance, auf die wir die gesamte Saison gewartet haben. Jetzt müssen wir sie nutzen«, sagt denn auch Lena Oberdorf, Wolfsburgs 19-jährige Nationalspielerin. »Wir wollen gewinnen und dann an Bayern vorbeiziehen«, kündigt sie in einem Interview auf der Webseite »dfb.de« an.

Die Verfolgerinnen aus Wolfsburg haben den Schwung des jüngsten Sieges im DFB-Pokal im Rücken, allerdings reicht den Bayern schon ein Remis, um an den verbleibenden zwei Spieltagen aus eigener Kraft die Meisterschale zu gewinnen. Lina Magull, Kapitänin des FC Bayern, versicherte jüngst, die Rückschläge seien jetzt verdaut. »Das Ausscheiden in DFB-Pokal und Champions League ist natürlich enttäuschend, aber entscheidend und wichtiger für uns ist die Meisterschaft«, so die 26-Jährige, die wie ihre Wolfsburger Kollegin Oberdorf in der deutschen Nationalmannschaft spielt. »Wer die Schale hat, ist am besten durch die Saison gekommen. Wir stehen gut da und sind bereit für ein packendes Spiel.«

Eine ganz besondere Bedeutung kommt der Partie auch wegen der neuen Champions League zu. Nur der Meister hat die Teilnahme an der neuen Gruppenphase im Herbst sicher. Der Vizemeister indes muss in die Qualifikationsrunde, in der die Gegnerinnen im schlimmsten Fall aus so starken Ligen stammen können wie etwa der englischen Women’s Super League, die dank üppiger Fernsehverträge zum Krösus unter den europäischen Frauenligen angewachsen ist.

Eine Teilnahme an der Königsklasse der Frauen rechnet sich: Allein für das Erreichen der Gruppenphase schüttet der europäische Fußballverband Uefa künftig an jeden der 16 Klubs 400 000 Euro aus. Dem Gesamtsieger winken zusätzliche 1,4 Millionen Euro Preisgeld. 24 Millionen Euro werden nächste Saison insgesamt verteilt.

Im Vergleich zu den Männern, wo das Erreichen der Gruppenphase 2020/2021 jedem Klub 15 Millionen Euro einbrachte, sind das Peanuts. Doch im Frauenfußball sind die Startgelder schon beträchtliche Summen. Klubs, die da mitmischen, haben beste Voraussetzungen, ihre Vorreiterrolle in der nationalen Liga beizubehalten und auszubauen. Hier gleichen sich die Profifrauen den Männern auf ungute Art und Weise an.

Ralf Kellermann, Sportlicher Leiter der VfL-Frauen, nannte in einer virtuellen Pressekonferenz in dieser Woche auch noch andere, ganz praktische Gründe, warum er mit Wolfsburg unbedingt an der Champions League teilnehmen will: »Das Erreichen der Gruppenphase ist natürlich enorm wichtig. Wer diese Gruppenphase direkt erreicht, hat auch im September zwei englische Wochen weniger.«

Die Kader sowohl in Wolfsburg als auch in München seien klar »dafür ausgelegt, nächstes Jahr mit vielen englischen Wochen zu spielen«, so Kellermann. Ohne Champions League hingegen wären die Kader »vielleicht ein bisschen zu breit besetzt«, wie er formulierte. Die Kaderbesetzung wiederum könne man bei einem Scheitern in der Qualifikation zur Gruppenphase nicht mehr ändern: »Das Transferfenster ist dann geschlossen.«

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