Späte Entschuldigung durch London
Premier Johnson sagt »Sorry« für Massaker in Belfast vor 50 Jahren
London. Der britische Premierminister Boris Johnson hat sich im Namen seiner Regierung für den gewaltsamen Tod von zehn Zivilisten vor knapp 50 Jahren in Belfast entschuldigt. In einem Telefonat mit Nordirlands Regierungschefin Arlene Foster und deren Stellvertreterin Michelle O'Neill habe Johnson auch um Verzeihung für »die großen Qualen« gebeten, die die lange Suche nach der Wahrheit den Angehörigen bereitet habe, erklärte sein Büro am Mittwoch.
Am Vortag hatte eine nordirische Untersuchungsrichterin die britische Armee für das sogenannte »Ballymurphy-Massaker« vom August 1971 im gleichnamigen Belfaster Stadtteil verantwortlich gemacht. Die Armee sei mit »unverhältnismäßiger« Gewalt gegen »völlig unschuldige« Zivilisten vorgegangen, urteilte die Richterin nach Abschluss von zweieinhalbjährigen Untersuchungen. Unter den Opfern waren auch ein katholischer Priester und eine achtfache Mutter. Die Angehörigen hatten London später immer wieder Vertuschung vorgeworfen. Ursprünglich waren britische Soldaten 1969 in die Provinz Nordirland entsandt worden, um den Konflikt zwischen Katholiken, die eine Wiedervereinigung mit Irland anstrebten, und Protestanten, die die britische Krone unterstützten, zu entspannen. Doch schon bald wurden sie selbst in den Konflikt hineingezogen.
Während der drei Jahrzehnte andauernden »troubles« (Unruhen) wurden rund 3500 Menschen getötet. Sie endeten mit einem Friedensabkommen zum Karfreitag 1998. Zuletzt nahmen die Spannungen zwischen den beiden Lagern jedoch wieder zu - vor allem wegen der Konsequenzen des Brexits.
Eine Strafverfolgung der Taten aus der damaligen Zeit ist nach wie vor umstritten. Nach Angaben von Johnsons Büro sucht die Regierung nach einem Weg, »der sich auf Versöhnung konzentriert, den Opfern der Unruhen hilft und den Kreislauf ständig neuer Ermittlungen beendet«. AFP/nd
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