Opfer haben mehr verdient

Aert van Riel zur Anerkennung des Völkermords an Herero und Nama

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 1 Min.

Es ist beschämend, dass die Bundesregierung bei der Anerkennung des Genozids an Herero und Nama vor mehr als 100 Jahren so lange herumgeeiert hat. Erst nach jahrelangen Verhandlungen deutet nun alles auf eine Einigung zwischen den Regierungen in Deutschland und Namibia hin. Die Bundesregierung will die Gräueltaten im damaligen Deutsch-Südwestafrika anerkennen, »die man aus heutiger Sicht als Völkermord einstufen würde«.

Das klingt nach einer ehrlichen Entschuldigung, ist aber ein perfider Trick. Denn mit dieser Formulierung sollen Rechtsansprüche von Nachkommen der Menschen, die während der deutschen Kolonialzeit zu Opfern wurden, ausgeschlossen werden. Dabei leben diese oft in großer Armut und hätten großzügige Entschädigungszahlungen verdient.

In einem Gedicht von Bertolt Brecht sagt ein armer Mann zum reichen Mann: »Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.« Ausbeutungsverhältnisse, die Ungleichheit schaffen, gibt es nicht nur innerhalb von Staaten, sondern ebenso zwischen ihnen. Der Reichtum großer Industrienationen beruht unter anderem auf dem einstigen Imperialismus mit Rassenwahn und gewalttätiger Ausplünderung in vielen Teilen der Welt. Erst wenn Deutschland diesen Zusammenhang anerkennt, gibt es eine Chance auf Gerechtigkeit.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!