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Der Kampf wird härter
Lisa Ecke über den Wegfall der Impfpriorisierung
Grade einmal zwei Wochen ist es her, dass bundesweit die Diskussion aufkam, ob Menschen in beengten, benachteiligten Stadtteilen mit besonders hohen Corona-Inzidenz bevorzugt geimpft werden sollten. Oder ob zumindest mobile Impfstationen vor Ort geschaffen werden sollten. Die Debatte kam spät - dass sich Corona in »armen« Stadtteilen besonders rasant ausbreitet, war seit Monaten bekannt. Und jetzt ist die Diskussion um die soziale Dimension der Inzidenzwerte bereits wieder verschwunden.
Stattdessen haben Bund und Länder beschlossen, die Priorisierung ab dem 7. Juni aufzuheben. Das bedeutet keinesfalls, dass jetzt jeder zeitnah einen Impftermin bekommen kann, laut Gesundheitsminister Spahn wird es wie geplant »bis weit in den Sommer hinein« dauern. Das Ende der Priorisierung bedeutet vielmehr, dass der Kampf um einen Impftermin jetzt noch härter wird.
Wer gute Kontakte hat, gewinnt. Wer gut informiert ist, ist im Vorteil. Wer im Homeoffice arbeitet, hat eher die Kapazität, zig Arztpraxen abzutelefonieren oder Termine in den Impfzentren zu checken. Den Kampf verlieren werden hingegen diejenigen, die so prekär arbeiten, dass ihnen die Zeit dafür fehlt. Diejenigen, die wenig Infos bekommen, nicht gut deutsch sprechen können und jene, die nicht einmal einen Hausarzt haben.
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