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Die Tore öffnen sich
In deutschen Stadien werden vereinzelt wieder Zuschauer zugelassen - und diesmal kommt nicht nur der Fußball in den Genuss von Fans
Prescht einer vor, ziehen andere nach, und plötzlich geht alles ganz schnell. Nun, da die dritte Infektionswelle der Corona-Pandemie gebrochen scheint, öffnet der Profisport in Deutschland langsam wieder seine Tore für Zuschauer in den Arenen. Dank der bundesweiten Notbremseregeln und fallenden Infektionsraten machen immer mehr Kommunen von ihrer Möglichkeit Gebrauch, Profisportvereinen den Einlass zumindest von einigen Fans zu erlauben.
So dürfen an diesem Samstag 2000 Berliner im Stadion an der Alten Försterei den 1. FC Union Berlin dabei unterstützen, gegen RB Leipzig Platz sieben in der Fußball-Bundesliga zu halten und damit in den Europapokal einzuziehen. »Das Wochenende ist viel schöner, wenn man alles zusammen erleben kann«, reagierte Stürmer Marcus Ingvartsen gegenüber dpa erfreut auf die Neuerung.
Letztmals waren in der Bundesliga im Oktober 2020 Zuschauer in Stadien zugelassen worden, danach stiegen die Zahlen wieder und Geisterspiele wurden erneut zur Regel in Deutschland. Drittligist Hansa Rostock hatte bei zwischenzeitlich niedrigerer Inzidenz am 20. März 2021 einmal einen Test mit 777 Fans gewagt, doch auch der blieb ein einmaliges Ereignis. Jetzt aber könnte in Rostock die mögliche Rückkehr in die 2. Bundesliga nach neun Jahren mit Fans gefeiert werden. Auf Grundlage eines strengen Hygienekonzepts dürfen 7500 zuvor getestete Zuschauer mit Masken ins Ostseestadion. Mittels Abstandsregeln soll auch eine bessere Steuerung der Massen möglich sein. Vor einer Woche war Dynamo Dresden aufgestiegen; Fans, die in Sachsen aber noch nicht ins Stadion gelassen worden waren, begannen daraufhin zu randalieren und griffen Polizisten und Journalisten an.
Wer befürchtet, der Fußball bekomme wie so oft in der Pandemie Sonderrechte eingeräumt, der sei beruhigt, denn auch in anderen Sportarten tut sich etwas. Handball-Bundesligist DHfK Leipzig hofft für das Duell mit dem THW Kiel am 27. Mai auf die Rückkehr von Fans. »Es gibt Bewegung in diese Richtung, nächste Woche wieder bis zu 1000 Zuschauer begrüßen zu können«, sagte Geschäftsführer Karsten Günther. Auch der SC Magdeburg darf im Rahmen eines Modellprojekts bis zu 1500 Fans einlassen. Voraussetzung ist, dass alle Personen negativ getestet werden und die Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 liegt. Bislang taten sich Behörden mit der Öffnung von Veranstaltungen in Hallen schwer, da die Übertragung des Virus hier leichter ist als an der frischen Luft.
Auch die Leichtathleten kommen nun in den Genuss von Anfeuerungsrufen. Die deutschen Meisterschaften Anfang Juni werden in Braunschweig vor maximal 2000 Besuchern pro Tag ausgetragen, wenn diese nachweislich genesen, geimpft oder getestet sind. Bereits am Freitagabend (nach Redaktionsschluss) sollten beim Meeting in Dessau 500 geimpfte oder genesene Krankenhausmitarbeiter, Feuerwehrleute und Pflegekräfte als Dank für ihre Arbeit ins Stadion dürfen.
Da die Infektions- und Impfzahlen in anderen Ländern noch besser aussehen, ist man dort sogar schon weiter. In Großbritannien dürfen seit letzter Woche in Stadien mit genügend Abstand wieder bis zu 10 000 Fans Platz nehmen. Der Tennisklassiker in Wimbledon wird ab Ende Juni vor mindestens zu einem Viertel gefüllten Zuschauerrängen ausgetragen. Mittlerweile hoffen die Organisatoren sogar auf eine noch höhere Zahl, schließlich werden die Corona-Beschränkungen im Land immer weiter gelockert. Hier haben allerdings bereits mehr als die Hälfte aller Bürger eine erste Impfung erhalten (Deutschland 38 Prozent) und ein knappes Drittel ist schon vollständig geschützt (zwölf Prozent in Deutschland). Auch die 7-Tage-Inzidenz liegt im Vereinigten Königreich schon seit Wochen unter 30.
In den USA ist man ebenfalls schon weiter beim Impfen, so dass in New York City ganze Baseball-Stadionblöcke für Geimpfte nun ohne Abstandsregeln freigegeben wurden. Besonderer Clou: Alle Fans, die sich direkt vor dem Stadion impfen lassen, kommen kostenlos hinein.
Nicht überall sieht es jedoch nach Entspannung aus. So kämpft Japan gerade mit einer weiteren Infektionswelle, hat aber bisher nur knapp zwei Prozent seiner Bürger vollständig geimpft. Daher werden die Rufe nach einer Absage der Olympischen Spiele immer lauter. Die sollen Ende Juli beginnen.
Ähnlich hart trifft es Kolumbien. Das Land hatte den Fußballverband Conmebol gebeten, die Copa América zu verschieben, bis es die Corona-Situation zulässt, dass Zuschauer ins Stadion können. Weil ein internationales Terminchaos zu befürchten war, wurde der Antrag aber abgelehnt. Da in Kolumbien zudem politische und soziale Unruhen toben, verlegte die Conmebol am Donnerstag gleich alle Spiele der Mitte Juni startenden Kontinentalmeisterschaft ins Co-Gastgeberland Argentinien. Dort wurde gerade ein kompletter Lockdown verhängt. Die Inzidenz liegt bei 453. Fans bald wieder in Stadien zu sehen, ist hier also eher unwahrscheinlich.
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