Werbung

Rostock wieder zweitklassig

F.C. Hansa schafft nach neun Jahren endlich den Aufstieg

  • Florian Krebl, Rostock
  • Lesedauer: 3 Min.

7500 glückselige Fans ließen das Ostseestadion erbeben, die Rostocker Aufsteiger badeten in der Euphorie - und Jan Löhmannsröben gab mit dem Vereinsschal um den Kopf den Feierbefehl. »Dieser Moment ist schöner als der beste Sex, den ich in meinem Leben hatte«, sagte der Defensivspezialist, nachdem der F.C. Hansa nach neun Jahren wieder in die 2. Bundesliga aufgestiegen war: »Ich habe am ganzen Körper Gänsehaut. Heute schütte ich mich einfach nur zu.«

Das 1:1 (1:1) am Sonnabend gegen Absteiger VfB Lübeck am letzten Spieltag der 3. Liga war fußballerische Rohkost, doch es reichte. »Man hat heute gemerkt, dass wir was zu verlieren hatten«, sagte Löhmannsröben: »War kein gutes Spiel von uns. Aber ganz ehrlich: Drauf geschissen.« Zwar gewann Verfolger Ingolstadt 3:1 gegen 1860 München und zog mit 71 Punkten mit Rostock gleich, die bessere Tordifferenz hievte jedoch Hansa hinter Dynamo Dresden in Liga zwei. »Das war so ein enges Rennen, permanenter Druck. Und wenn du dann mit so einem Verein aufsteigst, dann ist das überragend«, sagte Trainer Jens Härtel: »Wenn du siehst, wie die Stimmung dann ist, mit den Fans, das hätten wir uns nicht besser ausmalen können.«

Dass der F.C. Hansa zum zweiten Mal in der Spielzeit Fans begrüßen durfte, war einer Freigabe der Landesregierung zu verdanken. Ein noch einmal überarbeitetes Hygienekonzept war abgesegnet worden - mit Negativtest konnten 7500 Menschen im Stadion mitfeiern.

Ende einer langen Leidenszeit

Für ganz Rostock war es das Ende einer Leidenszeit. Hatte Hansa in den 90er Jahren und frühen Zweitausendern gar in der Bundesliga für Furore gesorgt, ging es danach steil bergab. Seit 2012 war der Klub in der 3. Liga gefangen, spielte zeitweise dort sogar gegen den Abstieg. Umso mehr atmete die Stadt nun auf. »Mega-Hammer«, sagte Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen zum Aufstieg: »Das ist großartig für das Land und die Stadt. Die Stimmung ist riesig.«

Doch stellenweise schlug sie in Gewalt um. Schon am Sonnabend hatte die Polizei vermeldet, dass ein Beamter durch geworfene Pyrotechnik am Auge verletzt worden war. Nach der weitgehend friedlichen Party von rund 6000 Anhängern auf dem Neuen Markt eskalierte in der Nacht zum Sonntag die Lage in der Rostocker Innenstadt. Wie die Polizei mitteilte, versammelten sich dort gegen 23.30 Uhr bis zu 250 Hansa-Fans, die einen mobilen Verkaufsstand in Brand setzten. Die eintreffenden Polizei- und Feuerwehrkräfte seien mit Pyrotechnik und Flaschenwürfen angegriffen worden. Zudem seien an mehreren Stellen Barrikaden aus Mülltonnen errichtet und angezündet worden. Erst gegen 2.30 Uhr konnte der Bereich unter Einsatz starker Polizeikräfte geräumt werden.SID/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.