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Elfmeterkrimi in der Europa League
Der FC Villarreal besiegt Manchester United und gewinnt zum ersten Mal ein Europapokalfinale
Die große Partybühne überließ »Mr. Europa League« lieber seinen Spielern. Während sich die Profis vor Freude Erinnerungsstücke aus dem Tornetz von Gdansk schnitten und Geisterspiele mit den mitgereisten Fußballfans im Stadion laut singend vergessen ließen, genoss Rekordtrainer Unai Emery seinen historischen Triumph lächelnd im Hintergrund. Der Premierentitel für den FC Villarreal war zugleich Emerys vierter Erfolg in der Europa League. Kein Trainer gewann den zweitwichtigsten europäischen Klubwettbewerb häufiger. Und dramatischer hätte der Sieg gegen das große Manchester United kaum zustande kommen können.
Nach packenden 120 Minuten setzte sich Villarreal erst in einem beispiellosen Krimi vom Elfmeterpunkt mit 11:10 (1:1, 1:1, 1:0) durch. Der Held des Abends war ausgerechnet Torwart Gerónimo Rulli. In der spanischen Liga ist der Argentinier nur Ersatzmann, in der Europa League zahlte er nun aber Emerys Vertrauen zurück: Nachdem jeweils alle zehn Feldspieler beider Mannschaften getroffen hatten, verwandelte der 29-jährige Rulli zunächst selbst und parierte dann den Elfmeter von Manchesters Torwart David de Gea.
Dessen englischer Stürmerkollege Marcus Rashford beschwerte sich wenige Stunden nach dem verlorenen Finale erneut über mehr als 70 rassistische Beleidigungen in seinen Social-Media-Kanälen. Er zeigte sich besonders »schockiert« davon, dass ihm »ein Berg von Affen-Emojis« von einem Mathematiklehrer mit einem öffentlichen Profil geschickt worden sei. »Er unterrichtet Kinder!! Und er weiß, dass er mich unbehindert rassistisch beleidigen kann ohne Konsequenzen«, schrieb Rashford.
Mit derlei schrecklichen Attacken musste sich der Sieggarant Villarreals glücklicherweise nicht rumplagen. »Ich habe in meinem Leben nicht einen Elfmeter geschossen«, sagte Torwart Rulli ungläubig nach dem Sieg. »Aber ich hatte auch noch nie einen glücklicheren Tag als heute.« Er bescherte seinem Klub nicht nur den größten Erfolg der Vereinsgeschichte, sondern auch die Teilnahme an der Königsklasse in der kommenden Saison. »Die Champions League ist der Jackpot«, freute sich auch Trainer Emery. Erst einmal wollte er aber das Erreichte feiern. »Wir glauben, dass man mit harter Arbeit etwas erreichen kann. Und wenn man das dann erreicht, muss man es auch genießen«, sagte er.
Nicht zuletzt der Coach selbst braucht nach bewegenden Zeiten nun etwas Erholung. Im Anschluss an drei Europa-League-Titel mit dem FC Sevilla war Emery 2016 zu Paris Saint-Germain gewechselt. Die hohen Erwartungen konnte der heute 49-Jährige dort jedoch ebenso selten erfüllen wie später beim FC Arsenal. Dass Emery auf dem Weg zum Triumph in seiner ersten Saison mit Villarreal nun die Londoner im Halbfinale rauswarf, ist nur eine weitere Pointe in der Vita des spanischen Trainers. Genugtuung verspüre er allerdings nicht, versicherte Emery.
In der nächsten Saison darf Villarreal seine Fähigkeiten auf der größten aller Bühnen beweisen. »Wir müssen uns jetzt ausruhen und dann auf die nächste Saison vorbereiten«, sagte Mittelfeldspieler Étienne Capoue. »Denn die Champions League wird noch mal ein ganz anderes Level.«dpa/nd
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