Deutsches Eishockey-Team bangt ums WM-Viertelfinale

Nach drei Siegen zu Beginn setzte es nun zwei Niederlagen in Folge. Nun muss für Deutschland ein Sieg her, um weiterzukommen

  • Thomas LIPINSKI, RIGA
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Frage nach einer WM-Medaille wollte Tobias Rieder nicht mehr hören. »Erst mal müssen wir aus der Gruppenphase raus ins Viertelfinale kommen«, sagte der NHL-Stürmer nach dem frustrierenden 1:2 gegen Weltmeister Finnland. »Es ist sehr eng.« Für die mit hohen Zielen so grandios gestarteten Eishockey-Nationalspieler werden die nächsten Tage zur Nervenprobe.

Denn nach zwei Niederlagen in Folge ist bei der WM voller Überraschungen die gute Ausgangslage verspielt. Ein Sieg muss aus den letzten Vorrundenspielen am Montag (15.15 Uhr) gegen die USA und am Dienstag (19.15 Uhr, beide Sport1) gegen Gastgeber Lettland noch her, um weiter vom ersten WM-Edelmetall seit 68 Jahren träumen zu können.

»Wir dürfen nicht zu viel drüber nachdenken«, meinte Rieder, »wir müssen unsere Leistung auf dem Eis abrufen. Am Ende schauen wir auf die Tabelle, dann sehen wir, wo wir stehen.« Das Zahlenwerk eines kanadischen Journalisten konnte der 28-Jährige überhaupt nicht nachvollziehen: »Neun, fünf, drei, zwei, eins - warum schießt ihr immer weniger Tore?« Weil die Gegner »ganz offensichtlich immer besser werden«, entgegnete Rieder und fügte trotzig an: »Wir wussten, dass wir nicht zehn gegen Finnland schießen.«

Gegen den taktisch disziplinierten, kompakt verteidigenden Titelverteidiger hatten Rieder und Co. nicht einmal halb so viele klare Torchancen. Nur Verteidiger Korbinian Holzer traf zum zwischenzeitlichen 1:1 (28. Minute) - gewissermaßen aus dem Nichts. Dennoch lieferte das deutsche Team - dank seines finnischen Bundestrainers Toni Söderholm mit ähnlichen Waffen ausgestattet - ein Duell auf Augenhöhe, bei dem »mehr drin gewesen wäre«, so Holzer.

Noch vor ein paar Jahren hätten sich die Nationalspieler für eine derart knappe Niederlage gegen den Weltmeister feiern lassen, doch jetzt sind sie »frustriert, wir haben mittlerweile einen höheren Anspruch«, betonte Holzer. Und der orientiert sich an der ersten WM-Medaille seit Silber 1953.

Der entscheidende Doppelpack innerhalb von 30 Stunden zum Ende der Vorrunde wird die Spieler in jeglicher Hinsicht fordern. »Alle werden im Kopf und körperlich ähnlich müde sein«, meinte Söderholm auch mit Blick auf die Gegner. »Es ist eine Kopfsache, man muss jetzt auch müde die richtigen Entscheidungen treffen können.«

Gegen Finnland hatte der Bundestrainer mit den WM-Debütanten John Peterka, Andreas Eder und Daniel Fischbuch schon »Energie und frische Beine reingebracht«. Gegen das junge US-Team, das in der Gruppe B bislang die konstantesten Leistungen zeigte, kann Söderholm aller Voraussicht nach auch NHL-Stürmer Dominik Kahun einsetzen. Söderholm setzt auf die »internationale Erfahrung« des Ex-Münchners und hofft auf »offensiv mehr Schwung«.

Denn jetzt, formulierte Abwehrspieler Moritz Seider, heiße es, »auch einfach mal ein paar Tore zu schießen. Wir tun uns schwer, das Ding über die Linie zu bringen.« Wenn sich die Zahlenreihe »neun, fünf, drei, zwei, eins« fortsetzt, platzt der Medaillentraum noch vor Beginn der K.o.-Runde. SID

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