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Klimaaktivist*innen blockieren VW-Kraftwerk
Initiative »Runter vom Gas« fordert eine »radikale Verkehrswende und eine Abkehr vom Individualverkehr«
Seit sechs Uhr morgens blockiert eine Gruppe von rund 40 Aktivist*innen an mehreren Punkten auf dem VW-Werksgelände das Heizkraftwerk Wolfsburg West. Zwei Personen haben sich an die Schienen gekettet, die sonst das Kraftwerk mit Kohle versorgen. Weitere Aktivist*innen sitzen auf dem mit Steinkohle gefüllten Zug, der vor einem Kohlebunker steht. Sie fordern eine »radikale Verkehrswende und eine Abkehr vom Individualverkehr«. Einige hundert Meter weiter haben sich Kletteraktivist*innen von zwei Kohlebaggern abgeseilt und dort Transparente mit der Aufschrift »Verkehr auf die Schiene schicken - Autoindustrie vors Schienbein kicken« angebracht.
Der Aktivist Rumo Schotter erklärt zu der Aktion man wolle die Blockaden auf dem VW-Gelände so lange wie möglich aufrechterhalten, um den Betrieb des Konzerns zu behindern. »Die Profite von Konzernen wie VW dürfen niemals mehr zählen als eine lebenswerte, klimagerechte Zukunft auf diesem Planten. Dafür stehen wir heute ein«, sagt Schotter.
Eine weitere Aktivistin sagte zu der Schienenblockade: »Wir rasen unaufhaltsam in die Klimakatastrophe. Seit Jahren ist klar, dass wir dringend eine Mobilitätswende brauchen. Konzernen wie VW ist das egal, sie heizen die Krise lieber weiter an und ziehen daraus auch noch fette Gewinne.« Statt darauf zu setzten das der E-Antrieb uns aus der Klimakrise rettet, sei es eine bessere Lösung auf kostenlosen ÖPNV statt motorisiertem Individualverkehr, autofreie fahrradgerechte Städte und der Ausbau des Schienennetzes zu setzten, so die Aktivistin. »Da weder Konzerne noch Politik handeln, stoppen wir heute mit unserem Einsatz die Produktion dieser klimaschädlichen Drecksschleudern!« erklärte sie weiter.
In Braunschweig haben zeitgleich weitere Aktivist*innen die Baustelle einer Erdgas Pipeline blockiert. Diese soll den VW-Konzern in Zukunft mit Erdgas beliefern und die Steinkohle ersetzen. Eine Aktivistin erklärt zu der Blockade der Pipeline: »Um dem Klimawandel angemessen zu begegnen, müssen wir weg von dreckigen, fossilen Energieträgern. Der Umstieg auf Gas ist keine Lösung in der Klimakrise, damit will sich VW nur eine grüne Weste anziehen. In einem kapitalistischen Wirtschaftssystem sei Ausbeutung und Klimazerstörung an der Tagesordnung und davon müsse man endlich weg«, so die Aktivistin.
Verkehrswende braucht bessere Pläne
Ökoverband VCD fordert in einem Vorschlag für ein Bundesmobilitätsgesetz, die Bevorzugung des Autos zu beenden
Der Unwille von Konzernen und Politik anders zu handeln sei an diesem Ort so sichtbar wie sonst fast nirgendwo. »Deshalb haben wir uns entschieden im Rahmen der dezentralen Aktionstage für sozial- und klimagerechte Mobilitätswende genau hier ein Zeichen zu setzen,« erklärt die Aktivistin.
Der Werksschutz von VW fotografierte die Aktivist*innen in der Schienenblockade und anwesende Journalist*innen. Einige Arbeiter auf dem Werksgelände musterten die Aktivist*innen aus der Ferne. Die Polizei war erst zwei Stunden nach dem Beginn der Aktion vor Ort. Die Aktivist*innen der Aktionsgruppe »Runter vom Gas« wollen die Blockaden so lange wie möglich aufrecht erhalten.
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