- Politik
- Protest gegen Autobahnbau in Berlin
Journalisten werfen Berliner Polizei »massive« Behinderung bei Protest gegen A100 vor
Zwölf Journalisten wurden eingekesselt, in Gewahrsam genommen und erhielten Anzeigen wegen Hausfriedensbruch
Berlin. Mehrere Hundert Menschen haben laut Polizei und einer Robin-Wood-Sprecherin gegen den Weiterbau der Autobahn 100 in Berlin-Neukölln und Treptow protestiert. Am Samstagmorgen stürmten zunächst 60 bis 80 Menschen gegen 5.00 Uhr das Baugelände in der Nähe der Grenzallee, wie ein Polizeisprecher mitteilte. »Sie haben versucht, in einen Fahrbahntunnel einzudringen. Das konnte verhindert werden«. Die Protestler seien vorläufig festgenommen worden. Gegen alle werde nun wegen Hausfriedensbruchs ermittelt.
Bei der Protestaktion trugen Demonstrierende weiße Schutzanzüge. Bis zum Mittag versammelten sich weitere rund 200 Menschen am anderen Ende der Baustelle beim Treptower Park an der Kiefholzstraße, so der Sprecher. Sie hätten sich geweigert, das Gelände zu verlassen. »Wir mussten daher unmittelbaren Zwang einsetzen, um die Identitäten festzustellen«. Demnach wurden einige Aktivisten von den Beamten weggetragen.
»Unser Fazit: Die Aktion war ein voller Erfolg, trotz der Polizeimaßnahmen«, sagte eine Sprecherin der beteiligten Umweltorganisation Robin Wood am Mittag. Ein Kletterteam hatte ein Banner an einer Seitenwand der Autobahn aufgehängt, mit dem Slogan »Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten«.
Klimaschutz- und Umweltorganisationen wie Robin Wood, Ende Gelände, Fridays for Future und Sand im Getriebe lehnen die Verlängerung der A100 vom Dreieck Neukölln in Richtung Treptow und darüber hinaus ab. Eine Fahrraddemonstration vom Platz der Republik über die A100 bis zur Elsenstraße am Mittag verlief nach Polizeiangaben zunächst friedlich.
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU) warf der Berliner Polizei in einer Pressemitteilung eine »massive« Behinderung von Pressevertretern auf der Baustelle vor. Zwölf Journalisten wurden demnach teilweise eingekesselt, in Gewahrsam genommen und erhielten Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs und Platzverweise. Es sei nicht akzeptabel, dass Journalisten, die mit Kameras und Presseausweisen erkennbar gewesen waren, »mit solchen Mitteln an der Ausübung ihres Berufs gehindert wurden«, sagte die DJU-Landesvorsitzende Renate Gensch.
Ein Polizeisprecher bestätigte am Nachmittag die Ermittlungen gegen rund ein Dutzend Journalisten. Sie seien Teil der Menschengruppe auf der Baustelle gewesen und hätten für die Berichterstattung nicht abseits gestanden.
Die Protestaktion sollte Teil eines bundesweiten Aktionswochenendes sein. Unter dem Motto »Mobilitätswende Jetzt« waren am Wochenende weitere Protestaktionen in ganz Deutschland geplant. Die Aktivisten fordern ein bundesweites Moratorium für den Ausbau von Autobahnen und mehr Geld für Bus, Bahn und Fahrradwege. dpa/nd
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