Zu Besuch auf dem Bauernhof

Über 100 Agrarbetriebe öffnen bei der 26. Brandenburger Landpartie ihre Türen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Video nehmen Theresa und Sandy die Zuschauer mit in den Kuhstall und auf ein Rapsfeld. Die jungen Frauen von der Tremmener Agrarprodukte GmbH stellen mit einem Schuss Humor ihren Betrieb vor. Die GmbH hält im havelländischen Ketzin 280 Milchkühe und bewirtschaftet rund 1200 Hektar Land. Rinder haben bis zu 30 Zentimeter lange Zungen, damit sie beim Fressen auf der Weide Grashalme gut umschlingen können, erklärt Theresa. Sie und Sandy erzählen in dem drei Minuten langen Video auch noch andere wissenswerte Dinge aus der Landwirtschaft - so wie sie es bei einem Rundgang mit Besuchern tun würden.

Gelegenheit, sich vor Ort umzuschauen, gibt es am Wochenende bei der 26. Brandenburger Landpartie. 2020 konnte sie nur digital stattfinden, ist nun aber »live« zurück, wie Agrarminister Axel Vogel (Grüne) am Montag ankündigte. Trotz coronabedingter Einschränkungen werde es bei mehr als 100 teilnehmenden Bauernhöfen und Agrarbetrieben »viele Möglichkeiten geben, Land und Landwirtschaft kennenzulernen«.

Die Brandenburger Landpartie gibt es seit 1994. Sie ist eine Variante des bundesweiten Tages des offenen Hofes. Die Gastgeber müssen Hygieneauflagen beachten und können allein schon deshalb bei den Besucherzahlen diesmal keine Rekordwerte anstreben. Auf eine zentrale Eröffnung wird verzichtet. Aber Minister Vogel, der sonst bei der Eröffnung dabei gewesen wäre, will sich am Samstag in der Uckermark und am Sonntag im Oderland umschauen und dabei unter anderem Gut Kerkow und den Saatgut- und Permakulturgarten Alt Rosenthal aufsuchen.

»Die ersten Corona-Monate mit teilweise leeren Regalen haben uns nachdrücklich daran erinnert, wie wichtig es ist, sich auf regionale Versorgung mit Lebensmitteln stützen zu können«, sagt Vogel. So sei der Absatz von Kisten mit Biolebensmitteln, die an Abonnenten geliefert werden, im Jahr 2020 um mehr als die Hälfte gestiegen. Dem aktuellen Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge ist es 83 Prozent der Befragten wichtig, dass ein Lebensmittel aus der Region kommt.

Oft beklagen Bauern, dass Stadtmenschen falsche Vorstellungen davon haben, wie beispielsweise Nutztiere behandelt werden. »Sich begegnen dient dem gegenseitigen Verstehen«, findet Landesbauernpräsident Henrik Wendorff. Die Landpartie sei ein Musterbeispiel für Begegnungen zwischen Stadt und Land. »Daran ändert auch Corona wenig, zumal die Einschränkungen wieder zurückgefahren werden.«

»Wir sind mächtig stolz darauf, was wir zusammen mit den ländlichen Betrieben, Einrichtungen und Dörfern vor allem in diesem Jahr auf die Beine stellen«, schwärmt Dorothee Berger, Vizevorsitzende der Marketingorganisation Pro agro, die zusammen mit dem Landesbauernverband und dem Landfrauenverband zum Besuch auf die Höfe einlädt. Die Landpartie sei eine einzigartige Gelegenheit, die Vielfalt des Landes und seiner Produkte entdecken, zu erleben und zu genießen - und Vertrauen zu den Verbrauchern aufzubauen, »denn dies wird zur wichtigsten Währung«, sagt Berger. »Viele schauen nicht allein auf den Preis, sondern wollen auch wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen, wie sie erzeugt oder verarbeitet werden.« Am Wochenende können die Gäste der Agrarbetriebe mit eigenen Augen sehen, wie Fleisch und Wurst, Milch und Käse, Obst und Gemüse, Honig und Konfitüre produziert werden und sie können auch gleich kosten, wirbt Berger.

Wer am Wochenende keine Zeit hat, der kann immer freitags von 14 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr im Hofladen der Bauernfamilie Ruden im Potsdamer Ortsteil Krampnitz einkaufen. Mehr als 200 Hektar bewirtschafte die Familie, erzählt die 16-jährige Hailey Ruden in einem Handyvideo. Losgegangen sei es mit sechs Hektar, die ihr Opa Ernst 1946 bei der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone erhielt. Fünf Kinder hat die Familie, und wie das so ist bei Bauern, packen alle auf dem Hof mit an, erzählt Mutter Cindy. Das Video von Hailey, das von Theresa und Sandy aus Ketzin und eins aus Storkow erhalten je 1000 Euro Preisgeld. Sie werden so als die drei besten von 16 eingereichten Videos geehrt, mit denen sich Gastgeber der Landpartie vorstellen.

Programm: brandenburger-landpartie.de

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