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»Was hast du für Polen getan?«

Nach dem 1:2 gegen die Slowakei steht Bayernstar Robert Lewandowski in seinem Heimatland in der Kritik

Cholera! Sie hatten sich so viel vorgenommen! Mit Weltfußballer Robert Lewandowski in den eigenen Reihen, da sollte es doch klappen mit einem vernünftigen EM-Auftakt für die polnischen Fußballer. Doch statt einen Siegeszug durch die Europameisterschaft zu starten, flogen die Polen als großer Verlierer aus St. Petersburg zurück ins EM-Quartier im heimischen Gdańsk. 1:2 (0:1) hieß es am Montagabend nach 90 missratenen Minuten gegen die Slowakei.

Verloren! Den zahlreichen Fans in Weiß-Rot fröstelte es, obwohl in Petersburg weiße Nächte sind und die Sonne beständig ihre Strahlen in die mit 12 000 Menschen gefüllte Arena schickte: Gegen den EM-Mitfavoriten Spanien (am Sonnabend) und Schweden (23.6.), wird es für die »Biało-Czerwoni« nun schwer mit dem Erreichen des Achtelfinales.

In Polen, wo es die Presse mit allem Nationalen sehr genau nimmt, zeigten sich die Kommentatoren denn auch dementsprechend entsetzt: Wie konnte das passieren? »Eigentor, Rote Karte, blasser Superstar Robert Lewandowski. Wenn jemand wissen muss, wie man die EM nicht startet, hier hat er ein Vorbild« klagte die größte landesweite Zeitung »Gazeta Wyborcza«: »Lewandowski gehörte zu den Schwächsten auf dem Spielfeld«. Polens Stürmerikone Grzegorz Lato holte in der Zeitung »Fakt« alle Träumer in der Heimat zurück auf den Boden der Realität: »Alleine Spiele gewinnen, das konnten nur Pelé und Maradona.«

Mit Lewandowski hatte die Niederlage ja auch nur bedingt zu tun: Klar, als alleiniger Heilsbringer hatte der 32-Jährige an diesem Abend tatsächlich versagt. Aber angesichts des Restkaders beim Weltranglisten-21. war wohl zumindest allen Auskennern außerhalb Polens ziemlich klar, dass es nicht nur auf den Bayernstar allein ankommen würde. Der Bundesligarekord-Stürmer rannte am Montagabend eine Menge, er versuchte mit vielen Gesten und Rufen dem Spiel seiner Kollegen Halt zu geben, doch es half nicht viel. Einen halbwegs ordentlichen Ball bekam er beispielsweise nicht in den gegnerischen Strafraum serviert.

Die clever agierende Slowaken indes hatten in Ondrej Duda (früher bei Hertha, jetzt beim 1. FC Köln) jene Art Dribbler und Ballverteiler, die eine Mannschaft braucht, wenn ein Gegner technisch und vor allem auch körperlich überlegen erscheint. Duda schlug seine Haken, assistiert von den schnellen Außenspielern, die Polens Abwehr teilweise täppisch aussehen ließen: In der 18. Minute spielte sich Robert Mak über links gleichzeitig an den Gegenspielern Joswiak und Berezynski vorbei, seinen Schuss ins kurze Eck lenkte Torwart Wojciech Cesny Sczesny, sonst bei Juventus Turin beschäftigt, mit dem Arm ins eigene Netz. 1:0 für die Slowakei nach 18 Minuten. Polen wirkte konsterniert.

Erst nach dem Seitenwechsel durfte man kurz noch einmal hoffen: Nur eine halbe Minute nach dem Anpfiff der zweiten Halbzeit traf Karol Linetty zum 1:1 (46.). Polen schien in die Erfolgsspur einzuschwenken, bis aus gerechnet Kapitän Grzegorz Krychowiak in der 62. Minute Gelb-Rot sah. Er war seinem Gegenspieler auf den Fuß getreten.

Noch eine halbe Stunde Unterzahlspiel stand an, und die Slowaken brauchten nicht lange, um wieder in Führung zu gehen. Ein Eckball von Robert Maks fiel dem slowakischen Inter-Mailand-Verteidiger Milan Škriniar im Strafraum vor die Beine, der sich von einer ganzen Reihe polnischer Spieler nicht aufhalten ließ und den Ball flach an Szczęsny vorbei ins Netz beförderte. 2:1 in der 69. Minute. Die Slowaken jubelten.

Zwar versuchte Polen in der Schlussphase noch einmal alles, doch die mit letzter Kraft verteidigenden Slowaken hielten ihren Kasten dicht. Die polnische Fanübermacht in der Arena schwieg, die wenigen hundert Slowaken im Oberrang sangen.

Lewandowski sagte nach dem Spiel, man müsse jetzt Verantwortung übernehmen: »Wir haben natürlich noch zwei Spiele vor uns, aber das erste mit dem theoretisch schwächsten Gegner haben wir verloren. Deshalb sind wir in keiner leichten Lage.«

Die Zeitung »Rczeczpospolita« erhöhte derweil am Dienstag schon einmal den Druck - wie gewohnt mit Patriotismus: »Der Scharfschütze des FC Bayern München hat sich mit seinen Auftritten beim Klub ein Denkmal gesetzt, doch wenn er mit der Nationalmannschaft keine Erfolge erzielt, wird er bis an sein Lebensende hören: Was hast du für Polen getan?«

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