Volle Schippen, leere Lohntüten
Berlin. Bei hohen Temperaturen in der prallen Sonne zu schuften, ist für Bauarbeiter*innen im Sommer Alltag. Die Protestaktionen auf der Baustelle vor dem DGB-Haus am Montagmittag in Tiergarten bei rund 30 Grad Außentemperatur sind für die Bauarbeiter im Vergleich zu ihrem sonstigen Arbeitsalltag daher vergleichsweise eine leichte Übung. Anlässlich der am Montag gestarteten zweiten Runde der Tarifverhandlungen für die bundesweit 890 000 und berlinweit 28 500 Bau-Beschäftigten haben Berlins Bauarbeiter*innen auf ihre Forderungen aufmerksam gemacht: Die Gewerkschaft IG BAU will für sie 5,3 Prozent mehr Lohn, eine Entschädigung für die oft langen, meist unbezahlten Fahrzeiten zu den Baustellen, und ein Ende der Lohnunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland
Auch in der Pandemie haben die Männer und Frauen ihre Arbeit auf den Baustellen der Hauptstadt verrichtet, sich den Gefahren von Corona ausgesetzt - und das, ohne dafür angemessen entlohnt zu werden, wie sie finden. Dabei sind die Auftragsbücher rappelvoll: 6,26 Milliarden Euro hat das Berliner Baugewerbe laut IG BAU im vergangenen Jahr erwirtschaftet. »In der Hauptstadt laufen die Arbeiten auf den Baustellen trotz Pandemie nach wie vor auf Hochtouren - vom Wohnungsbau über die Instandhaltung von Straßen bis hin zum Gleisbau«, sagt IG-BAU-Regionalleiter Nikolaus Landgraf. Die Beschäftigten sollten nun an den guten Geschäften ihrer Firmen beteiligt werden, fordert er. Denn bislang haben die Arbeiter*innen außer Überstunden nichts von der guten Auftragslage.
Dabei werden sie dringend gebraucht. Insbesondere im Wohnungsbau kommen Baufirmen den Aufträgen kaum hinterher. Laut Pestel-Institut wurden in Berlin zwischen 2011 und 2019 rund 67 000 Wohnungen mehr genehmigt als fertiggestellt. »Diese Wohnungen müssen erst noch gebaut werden, um Abhilfe auf dem überhitzten Immobilienmarkt zu schaffen. Dafür braucht es Maurer, Zimmerleute und Fliesenleger, die sich schon jetzt vor Arbeit kaum retten können. Es ist überfällig, dass die Beschäftigten mehr Anerkennung für ihren unverzichtbaren Job bekommen«, so Landgraf. mfr
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