Mit Teamgeist nach Tokio

Die deutschen Basketballer feiern ihre erste Olympiateilnahme seit 2008

  • Uli Schember, Split
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Flughafen von Split zerstreute es die Helden in alle Winde. Es ging Richtung Berlin, Frankfurt oder München - nach zermürbenden Wochen und einer Partynacht bekommen die deutschen Basketballer ein paar Tage Pause. Bald sitzen sie wieder in der Wartehalle, dann geht es tatsächlich zu Olympia nach Tokio. Hinter einem überdimensionalen Flugticket nach Japan ließ sich die Mannschaft in der Kabine der Spaladium Arena nach dem Finalsieg beim Qualifikationsturnier ablichten. Mittendrin: Dennis Schröder, der wegen zu hoher Versicherungskosten nicht auflaufen konnte und auch in Tokio fehlen wird. »Sie haben ihr ganzes Herzblut reingesteckt, ich bin stolz auf sie«, sagte der derzeit vertragslose NBA-Profi.

Erstmals seit Peking 2008 tritt wieder eine DBB-Auswahl bei Sommerspielen an. Damals hieß der Anführer Dirk Nowitzki, diesmal gibt es keinen. Das Team war nach vielen Absagen und Ausfällen als Kollektiv erfolgreich. Neben Schröder konnten auch Maximilian Kleber, Daniel Theis, Isaiah Hartenstein und Paul Zipser nicht dabei sein. »Der Mannschaftsgeist hat letztendlich den Unterschied gemacht«, sagte Henrik Rödl. Der Bundestrainer war nach dem Erfolg im Endspiel um das Olympiaticket über Brasilien (75:64) enorm stolz und weinte hemmungslos. »Es ist eine super Entwicklung, der Sommer hat sehr viel Spaß gemacht, und er geht weiter.«

Ungeahnte Qualität

Rödl war 1992 als Spieler in Barcelona unter den Ringen aufgelaufen, jetzt kehrt er zurück. »Es war mein absoluter Traum, als Trainer nochmal zu Olympia fahren zu dürfen«, sagte der 52-Jährige. Deutschland ist zum insgesamt sechsten Mal am Start. Nach der enttäuschenden WM 2019 in China, wo die Mannschaft auf Platz 18 das Direktticket nach Tokio noch verpasst hatte, konnte Rödl diesmal aus den Spielern das Potenzial herauskitzeln. Ohne Schröder zeigte das Team Qualitäten, die mit mit fehlten. Immer wieder stach ein anderer heraus, »Next-Man-Up-Mentality« nannte das Moritz Wagner, am Sonntagabend mit 28 Punkten Topscorer und zudem als wertvollster Spieler des Turniers ausgezeichnet. Im zweiten und letzten Gruppenspiel gegen Russland hielt Kapitän Robin Benzing das Team mit ganz wichtigen Blocks auf Kurs, Johannes Voigtmann machte zwölf Punkte im Schlussviertel. Schröder-Ersatzmann Maodo Lo drehte im Halbfinale gegen Kroatien mit 29 Punkten auf.

Wäre das Team mit Schröder, unbestritten der derzeit beste deutsche Basketballer, vielleicht nie so weit gekommen? Die Frage lässt sich nicht beantworten, doch sie stellt sich. Ohne ihn ist das Spiel variabler und weniger berechenbar. Es können alle im Mittelpunkt stehen, eine One-Man-Show ist ausgeschlossen. Die zwölf Spieler, die in Split den großen Preis abräumten, nimmt Rödl mit nach Tokio. Schröder ist nicht dabei, auch nicht als Edelfan, es dürfen keine ausländischen Besucher kommen. In der Vorrunde warten Australien, Italien und Nigeria - da kann das Kollektiv auch bei Olympia Staub aufwirbeln.SID/nd

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