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Klima, Folgen, Trockenheit

Ein nachhaltiges Wasserregime für Brandenburg ist dringend nötig, die Folgen der Knappheit sind drastisch

  • Wilfried Neisse, Potsdam
  • Lesedauer: 5 Min.

Einige feuchte Wochen im Frühjahr und mehr oder weniger ergiebige Regenfälle in den vergangenen Tagen lassen ein Grundproblem noch lange nicht verschwinden: In Brandenburg ist es in der Regel zu trocken. Vor allem im Landessüden brennt diese Frage inzwischen auf den Nägeln. »Wassermangel, Trockenheit, Dürre und die damit verbundenen Folgen sind im ganzen Land anzutreffen und stellen nicht nur Land- und Forstwirtschaft vor enormen Herausforderungen«, sagt der umweltpolitische Sprecher der Linksfraktion im Brandenburger Landtag, Thomas Domres.

Inzwischen hat das Parlament die Landesregierung beauftragt, ein Gesamtkonzept zur Anpassung der Wasserpolitik an den Klimawandel zu erstellen. Dies beinhaltet unter anderem die Erarbeitung von Niedrigwasserkonzepten in den Regionen und in den jeweiligen Flussgebieten. Um hier die Akzeptanz für zum Teil einschneidende Maßnahmen zu erlangen, muss aus Sicht der Linken ein intensiver Dialog mit Landnutzern, Kommunen, Bürgerinnen und Bürgern sowie Umweltverbänden vorausgehen. Laut Domres führte die Trockenheit der vergangenen Jahre zu einem Mehrbedarf bei landwirtschaftlicher Beregnung. Das heißt, auch das Grundwasser wird viel stärker als früher beansprucht. Der Linke-Politiker sprach sich für eine Beratung der Betriebe und die wissenschaftliche Begleitung des Vorgangs aus. Eine weitere Antwort wäre der Anbau von Nutzpflanzen, die der extremen Witterung besser standhalten, und die Entwicklung von wassersparenden Bewässerungssystemen. Domres verwies auf die geltende Wasser-Rahmenrichtlinie der EU. Vom darin formulierten Ziel, die brandenburgischen Gewässer bis 2027 in einen guten Zustand zu versetzen, sei man weit entfernt. Er warf der Landesregierung vor, keine Vorstellung davon zu haben, welche finanziellen Mittel dafür erforderlich sind. Wenn die erforderlichen Maßnahmen aber nicht ausfinanziert seien, drohe ein Vertragsverletzungsverfahren. »Hier muss die Landesregierung Lösungen anbieten.«

Proschim in der Lausitz lag jahrelang am Tagebaurand. Die Kohle wurde abgebaut, das Grundwasser abgepumpt, was ein relatives Gleichgewicht erzeugt hat. Im Zuge des schrittweisen Ausstiegs aus der Braunkohleverstromung sollen alte Restlöcher geflutet werden und mehrere - untereinander verbundene - Seen in der Lausitz entstehen. Aber ist überhaupt genügend Wasser da, um ein solches Ziel zu erreichen? Und verträgt die trockene Lausitz, wenn über die Seenoberflächen viel mehr Wasser verdunstet als früher? »Dieses Wasser wird bei uns rausgezogen. Und der Bergbaubetreiber sagt uns nicht, wie viel Wasser das täglich ist«, sagt eine ältere Proschimer Einwohnerin. Bis in eine Tiefe von 130 Metern sollen die Brunnen inzwischen reichen.

Die Landwirtschaft sei sowohl Opfer als auch Treiber des Klimawandels, setzt Friedhelm Schmitz-Jersch vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) hinzu. Von den zurückliegenden Jahren seien die meisten zu trocken, einige aber auch zu feucht gewesen. Er forderte mehr Dynamik beim Waldumbau, das heißt vor allem bei der Anpflanzung von Mischwald, ferner den Anbau und die Fruchtfolge von Feldfrüchten, die den örtlichen Bedingungen besser angepasst sind. Schmitz-Jersch erwähnte ein Maisfeld, dessen Betreiber die Genehmigung habe, allein dafür mit dem Wasserverbrauch einer ganzen Kleinstadt gleichzuziehen. Ein Verbot von Mais mochte er wiederum auch nicht aussprechen. Er trat für andere Arten der Bodenbearbeitung ein und dafür, dass künftig weniger Pestizide als bisher eingesetzt werden.

Zwar soll Brandenburg als das seenreichste Bundesland durch die anhaltende Trockenheit noch keinen bedeutenden See direkt verloren haben aber Teiche schon. Und auch Seen verlanden gerade in der Lausitz immer mehr. Vor allem Fließgewässer, welche das Wasser wieder auffüllen sollen, führten oft über Monate kein Wasser. Die Folge: Fische und Amphibien sind immer öfter einem extremen Stress ausgesetzt.

Die Beregnungsanlagen in der Landwirtschaft wiederum wurden nach der Wende kaum noch genutzt, weil es sich finanziell nicht mehr lohnte. Lieber ließen die Landwirte das Getreide verdorren. Hier zeichnet sich inzwischen eine Wende ab. Notgedrungen wird die Beregnung von Feldfrüchten wieder ein Thema. Vor einigen Jahren wurde die staatliche Förderung für Beregnungsanlagen von 20 Prozent auf 45 Prozent erhöht. Die Wirtschaftlichkeit rückt damit näher.

Tatsächlich sind einfache Antworten der komplexen Situation nicht angemessen. Laut Umweltministerium gibt es neben Seen, die wieder über einen akzeptablen Wasserstand verfügten, immer auch solche, bei denen »Verlandungstendenzen« sichtbar würden. Dies trete vor allem im Süden, im Bereich der Braunkohleförderung auf. Beim Wassermanagement spielt die Talsperre Spremberg eine wichtige Rolle. Hier kommen die Schmelz- oder Abregnungsmengen aus dem »Spree-Delta« oder Tschechien an und werden in die vom Menschen neu geschaffene Lausitzer Seenkette geleitet. Für Fachleute ist das Ganze ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Reagiert werden muss sowohl auf lange Trockenperioden als auch darauf, dass urplötzlich ein langer Starkregen eine Hochwassergefahr heraufbeschwört.

Das Land verfolgt das Ziel, den Flüssen mehr Raum zu geben. Dafür müssen Deiche weichen und rückverlegt werden, Äcker und Weiden sollen als Polderflächen herhalten, die im Ernstfall geflutet werden, um steigende Pegel flussabwärts zu verhindern. Insgesamt zogen sich die Ausbauten bedeutend länger hin, als zunächst vermutet. Ein Grund dafür sind die Entschädigungsverhandlungen. Während an der Oder auch Kleingärtner zustimmen sollen, sind es an der Elbe und der Schwarzen Elstern vor allem Landwirte, die ihre Ländereien im Ernstfall den Fluten überlassen sollen. Hinzu kommt die Frage, was den Bauern im Falle von Ernteausfällen zusteht, wenn das Land überschwemmt wird.

Oder was, wenn ein Ökobauer sein Gemüse nicht mehr unter dem Biosiegel verkaufen kann, weil durch die Überflutung Schadstoffe eingetragen wurden? Inzwischen ist sich das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung sicher, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf Brandenburg wesentlich härter sein werden und wesentlich kurzfristiger eintreffen, als noch vor wenigen Jahren angenommen. Wachsende Schäden durch Hagel, Gewitter und Hochwasser würden für Brandenburg eher in den Wintermonaten prognostiziert. Die Forscher sagten für das Bundesland einen Rückgang der Niederschläge während der jährlichen pflanzlichen Hauptwachstumsperiode von 100 Millimetern bei gegenwärtig 600 Millimetern voraus. Die Folge wäre, dass das Grundwasser nicht mehr ausreichend aufgefüllt wird.

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