Wie viel Schuld trägt der Staat?

Ein Untersuchungsausschuss in Hessen soll Hanau-Attentat aufarbeiten

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.

Wiesbaden. An diesem Mittwoch wird der hessische Landtag den Untersuchungsausschuss zum Anschlag von Hanau einsetzen. Am Abend des 19. Februar 2020 wurden zehn Menschen aus rassistischen Motiven erschossen, mindestens fünf weitere Menschen wurden durch Schüsse verletzt.

»Mit dem Mord an Dr. Walter Lübcke und dem Terror von Hanau ist Hessen besonders schrecklich von rechter Gewalt und Terror betroffen«, sagte die Bundestags-Spitzenkandidatin und Landtagsabgeordnete der Linken, Janine Wissler, gegenüber »nd«. Immer wieder stelle sich die Frage nach einer Mitschuld der Behörden. Bis heute gebe es kein Ermittlungsergebnis des Generalbundesanwaltes. »Das macht die Situation insbesondere für die Opfer und Hinterbliebenen noch unerträglicher«, kritisiert Wissler.

Bei der Untersuchung der Alarmierungs- und Rettungskette in der Tatnacht wurde deutlich, dass es Mängel im Notrufsystem der Stadt Hanau gab. So wurden zunächst nur zwei Notrufe durchgestellt. Mindestens drei Notrufe, getätigt von Vili-Viorel Păun, der dem Täter vermutlich nach den ersten Schüssen in seinem Auto gefolgt war, wurden nicht vermittelt. Păun wollte den Täter stoppen und bezahlte seine Zivilcourage am Ende mit dem Leben.

Angehörige wollen vom Untersuchungsausschuss die Frage klären lassen, warum der Täter, trotz bekannter psychischer und strafrechtlicher Auffälligkeiten, legal Waffen besitzen konnte. Unklarheiten gibt es auch rund um das in Hanau eingesetzte Sondereinsatzkommando, in dem mehrere Polizisten kürzlich durch eine rechtsradikale Gesinnung auffielen. Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) löste das Sondereinsatzkommando, dem die 13 in Hanau eingesetzten Polizisten angehört hatten, vor wenigen Wochen auf. Die Linke kritisiert, dass rechtsradikale Netzwerke in der Polizei nicht kompetent bekämpft würden. dal Seite 2

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.