Ein Todesengel

Minister Eduardo Pazuello war für Brasiliens Gesundheitswesen fatal

Die Staatsanwaltschaft des Bundesdistriktes Brasília hat zu Eduardo Pazuellos Amtsführung als Gesundheitsminister eine klare Meinung. In ihrer Klage bezeichnet sie den Umgang mit der Covid-19-Krise während der zehn Monate, die Pazuello bis zum vergangenen März den brasilianischen Gesundheitssektor kommandierte, als »äußerst ineffizient, unmoralisch und unethisch«. Insbesondere wird ihm vorgeworfen, den Kauf von Impfstoffen behindert und den Beginn der landesweiten Impfkampagne verzögert zu haben. Der Fall Pazuello reiht sich ein in eine Kette von Skandalen, die der Untersuchungsausschuss des Senats zum Umgang mit der Pandemie derzeit zutage fördert und die Brasiliens Obersten Gerichtshof dazu brachten, auch gegen Präsident Jair Bolsonaro wegen des Verdachts auf Korruption und Amtsmissbrauch aktiv zu werden.

Bolsonaro hatte den fachfremden Pazuello zum Minister gemacht, nachdem er von Fachleuten genug hatte, die seinen unverantwortlichen Umgang mit der Gesundheitskrise nicht mitmachen wollten. Es kam, wie es kommen musste: Statt um Sauerstoff für das schwer betroffene Manaus kümmerte sich der Minister lieber im großen Stil um die Beschaffung von erwiesenermaßen bei Covid unwirksamen Medikamenten wie Chloroquin. Beim Setzen auf vermeintliche Wundermittel hatte sich Bolsonaro Donald Trump als Vorbild genommen. Die traurigen Folgen dieser Ignoranz sind bekannt.

1963 in Rio geboren, absolvierte Pazuello dort dieselbe Militärakademie wie der heutige Präsident. Im Heer machte er Karriere, vor dem Gesundheitsressort kommandierte der Drei-Sterne-General eine Militärregion im Bundesstaat Amazonas. Während der Olympischen Spiele in Rio 2016 wirkte er an deren Absicherung mit. Eine Medaille erhielt Pazuello für sein Einspringen als Gesundheitsminister nicht, dafür aber einen neuen Job. Seit Juni wird er als Sekretär für strategische Studien der Präsidentschaft verwahrt.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.