- Politik
- Corona
Wütende Proteste gegen Corona-Auflagen
Zehntausende demonstrieren in Frankreich, aber auch in Italien, Australien und Griechenland
Erneut haben in Frankreich und mehreren weiteren Ländern Zehntausende Menschen gegen verschärfte Corona-Regeln demonstriert. In Frankreich gingen am Samstag nach Regierungsangaben rund 160 000 Menschen gegen den Gesundheitspass und die geplante Impfpflicht für das Gesundheitspersonal auf die Straße. Proteste mit Tausenden Teilnehmern gab es auch in Italien, Australien und Griechenland.
In Paris skandierten die Demonstranten Parolen wie »Freiheit, Freiheit« und riefen zum Sturz von Präsident Emmanuel Macron auf, den sie als »Tyrannen« beschimpften. In der Nähe der Champs-Elysées kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Proteste fanden darüber hinaus in mehr als 100 weiteren französischen Städten statt, darunter Toulouse, Lyon, Straßburg, Lille, Nizza, Montpellier und Marseille.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Nach dem Willen der Regierung müssen sich alle Gesundheits- und Pflegekräfte sowie Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte bis zum 15. September impfen lassen, sonst droht ihnen Berufsverbot. Mit der Ausweitung des Gesundheitspasses soll ab August eine Corona-Testpflicht für nicht Immunisierte in französischen Gaststätten und Fernzügen greifen. In Kultur- und Freizeiteinrichtungen muss bereits seit Mittwoch eine Impfung, eine überstandene Infektion oder ein negativer Test nachgewiesen werden.
Allein die Ankündigung der verschärften Corona-Regeln hat das Impftempo in Frankreich beschleunigt. Bis Freitag hatten 58 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten, 48 Prozent sind bereits vollständig geimpft.
In Italien demonstrierten am Samstag Tausende Menschen gegen die Einführung eines obligatorischen Gesundheitspasses für den Zugang zu Innenräumen von Bars und Restaurants sowie Freizeiteinrichtungen. Skandiert wurde »Freiheit« und »Nieder mit der Diktatur«, viele Demonstranten trugen keine Masken, in Genua trugen einige gelbe Judensterne, auf denen »ungeimpft« stand.
Das als »grüner Pass« bekannte Dokument wird in Italien an Menschen ausgegeben, die ihre erste Corona-Impfdosis erhalten haben, von Covid-19 genesen sind oder in den 48 Stunden zuvor negativ getestet wurden. Seit der Bekanntgabe der Maßnahme am Donnerstag stiegen die Buchungen von Impfterminen in einigen kleineren Regionen nach Behördenangaben um 200 Prozent.
In Australien beteiligten sich am Samstag Tausende Menschen an Protestmärschen. In Sydney wurden Dutzende Demonstranten festgenommen, die sich an einer nicht genehmigten Demo gegen den seit einem Monat geltenden sehr strengen Lockdown beteiligten und Polizisten mit Flaschen und anderen Gegenständen bewarfen.
Auch in Melbourne gingen Tausende trotz eines Corona-bedingten Versammlungs- und Reiseverbots auf die Straße, die meisten ohne Maske. Nur elf Prozent der Australier sind bislang vollständig gegen das Coronavirus geimpft.
In der griechischen Hauptstadt Athen demonstrierten am Samstag rund 5000 Impfgegner mit Parolen wie »Hände weg von unseren Kindern«. AFP/nd
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.