- Berlin
- Flutkatastrophe
Vom Glück des platten Landes
Tomas Morgenstern glaubt, dass Berlin so rasch keine Flutkatastrophe droht
Jede Familie, der bei einem Donnerwetter mit sintflutartigen Regengüssen der Keller vollläuft oder eine Sturmböe das Dach herunterreißt, ist vom Schick᠆sal geschlagen. Das trifft natürlich auch auf all jene zu, die es am Sonntag in Berlin-Brandenburg erwischt hat. Dennoch fällt es nicht leicht, angesichts der in Westdeutschland durch Hochwasser und Schlammlawinen verwüsteten Katastrophenregionen überhaupt von einem Unwetter zu reden.
Was Berlin und Teile Brandenburgs da gerade erlebt haben, hatte als Einzelereignis wohl eher den Rang eines heftigen, aber nicht ungewöhnlichen Sommergewitters. Es hätte schlimmer kommen können, denn auch Berlin kennt Unwetterlagen, bei denen man selbst in der City knietief im Wasser stand. Das liegt dann an der veralteten, überforderten Kanalisation. Und auch an der umfassenden Oberflächenversiegelung in der Stadt durch Gebäude, Straßen und Plätze. Dass mit überfallartigen Niederschlägen auch in der Hauptstadtregion häufiger als früher zu rechnen ist, davor warnen Meteorologen und Klimaforscher immer öfter. Nicht zuletzt sind sie Folge Raubbaus an der Natur.
Die geografische Lage im Berliner Urstromtal mit seinen sandigen Böden, ohne steile Berge und enge Täler, lässt hierzulande Sturzfluten wie in Süd- und Westdeutschland eher unwahrscheinlich erscheinen. Der Wasserstand von Havel und Spree wird durch Kanäle und Schleusen reguliert. Anfäl᠆lig für Hochwasserereignisse sind vor allem Gebiete an Oder, Neiße und Elbe.
Wie gut Berlin gewappnet ist, wird sich daran messen, wie konsequent es der Stadt künftig gelingt, die Versiegelung zu stoppen und sich in die Lage zu versetzen, große Niederschlagsmengen aufzufangen und in der Stadt zu halten. Intelligente Kanalisation, Versickerungsflächen, Regenwassermanagement heißen die Schlagworte.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.