Besserer Anschluss für Moabit

Baustart für Straßenbahn zur Turmstraße im August - zwei weitere Tram-Projekte ziehen sich hin

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Am 11. August wird Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) noch einmal einen Baubeginn bei der Straßenbahn begehen können. Auf dem Gelände der Betriebsschule der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am U-Bahnhof Turmstraße soll der erste Spatenstich für den Bau eines Gleichrichterwerks gefeiert werden. Die Anlage wird die Stromversorgung für die Tramverlängerung der Linie M10 vom Hauptbahnhof bis zum U-Bahnhof Turmstraße sicherstellen. Fertiggestellt werden soll das rund 33 Millionen Euro teure Projekt im ersten Halbjahr 2023.

Um 2,2 Kilometer soll die Halbringlinie um die Berliner Innenstadt wachsen. Vier neue Haltestellen werden die Anbindung Moabits dabei deutlich verbessern. So erhält unter anderem das Kriminalgericht Moabit endlich eine gute Anbindung an den Rest der Stadt. Alle fünf bis zehn Minuten sollen die Züge der M10 dort verkehren, die aktuellen Prognosen gehen von 10 200 Fahrgästen täglich aus. In früheren Planungsphasen war noch von rund 16 000 Nutzerinnen und Nutzern die Rede. Doch die bisherige Erfahrung zeigt, dass meist sehr viel mehr Menschen in die Bahnen steigen, als die oft sehr vorsichtigen Prognosen besagen.

Monate ohne Tram zum Hauptbahnhof

Die eigentlichen Bauarbeiten an der Strecke sollen am 23. August beginnen, was auch Straßensperrungen nach sich ziehen wird. Ab 12. Dezember werden im Zuge der Maßnahmen auch für fast vier Monate Straßenbahnen nicht mehr den Hauptbahnhof erreichen. Denn die bisher eingleisige Strecke der langgezogenen Wendeschleife in der Invalidenstraße muss um ein zweites Gleis ergänzt werden. Unter anderem wird dafür eine Trinkwasserleitung der Berliner Wasserbetriebe verlegt. Außerdem ist der Einbau neuer Weichen nötig, um die Neubaustrecke anzubinden.

Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband IGEB will dazu angesichts der von ihm oft angeprangerten Fahrgastfeindlichkeit bei Baumaßnahmen gar nicht mehr viel sagen, außer: »Am Hauptbahnhof im schweizerischen Luzern wurden an einem langen Wochenende alle Weichen getauscht.«

Die Strecke hätte laut rot-rot-grünem Koalitionsvertrag von 2016 als eine von vieren bis Ende der Legislaturperiode in Betrieb sein sollen, also spätestens bis Herbst dieses Jahres. Eine Zeit lang sah es so aus, als könnte das klappen. Doch es stellte sich heraus, dass die BVG ein fehlerhaftes Lärmgutachten für die Planfeststellungsunterlagen verwendet hatte. Das Projekt drehte noch einmal eine Genehmigungsschleife mit einem neuen Gutachten.

Inzwischen steht auch ein Eröffnungstermin für die Tram-Neubaustrecke vom Bahnhof Schöneweide nach Adlershof fest. Am 31. Oktober soll es nun so weit sein - damit wurde die Zielmarke auch hier gerissen.

Projekt Mahlsdorf erst 2026 fertig

Auch bei den beiden weiteren - von der Dimension eigentlich überschaubaren - Projekten werden bis zur Fertigstellung noch Jahre ins Land gehen. Die Umverlegung der Straßenbahnlinie 21 in Friedrichshain und Lichtenberg zum Bahnhof Ostkreuz wird nach derzeitigem Stand erst Ende 2023 abgeschlossen sein. Für Ende 2021 ist der Planfeststellungsbeschluss zu erwarten. Auch hier arbeitete die BVG mit einem fehlerhaften Lärmgutachten; außerdem gibt es von einem Teil der Anwohnerschaft erheblichen Widerstand gegen den Bau.

Der zweigleisige Ausbau und die Verlegung der Endhaltestelle der Linie 62 in Mahlsdorf direkt unter die Bahngleise soll sogar erst 2026 abgeschlossen sein. Hier opponierte der CDU-Kreisvorsitzende und -Bundestagskandidat Mario Czaja intensiv.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.