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Kubas Gesundheitssystem kurz vor dem Zusammenbruch?
Experte von Caritas International warnt vor akuten Mangel an medizinischer Ausrüstung
Havanna. Das kubanische Gesundheitssystem steht laut dem Kuba-Referenten von Caritas International, Kilian Linder, kurz vor dem Zusammenbruch. Neue Corona-Höchstwerte und eine schwere Wirtschaftskrise hätten das Gesundheitswesen in Bedrängnis gebracht, sagte Linder dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es fehle an Schutzausrüstungen, Medikamenten und Gütern des täglichen Bedarfs. Weil der Tourismus im vergangenen Jahr ausgeblieben sei, fehlten Devisen, um Medizingüter oder Rohstoffe für die Herstellung eigener Produkte einzukaufen.
Ein Jahr lang konnte Kuba die Corona-Pandemie unter Kontrolle halten. Aber mit der Öffnung des Tourismus im Juni sind die Infektionen rasant angestiegen. Bezogen auf 100.000 Einwohner liege die Zahl der wöchentlichen Neuansteckungen derzeit bei rund 400, sagte Linder. Zentrum der Pandemie sei die Region Matanzas, wo auch der Touristenort Varadero liegt. Zudem müssten sich viele Menschen aufgrund des Mangels an Gütern für den täglichen Bedarf in Schlangen anstellen, um sich mit dem nötigsten einzudecken. »Sie können sich nicht isolieren.«
Die Entsendung von rund 10.000 Ärztinnen und Ärzten hat dem Kuba-Experten zufolge keinen großen Einfluss auf die Gesundheitskrise in dem sozialistischen Inselstaat. »Die Ärztedichte in Kuba ist trotz der temporären Entsendung von Medizinern ins Ausland immer noch die höchste der Welt«, sagte er. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl gebe es in Kuba doppelt so viele Ärzte wie in Deutschland.
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Neben dem Devisenmangel durch den ausgebliebenen Tourismus sei ein gewisser Verschleiß für die Krise des Gesundheitssystems verantwortlich. So sei in den 1980er und 1990er Jahren viel Geld in das damals weltweit führende Gesundheitssystem investiert worden. In den vergangenen 30 Jahren habe es von dieser Substanz gelebt. »Der allgemeine wirtschaftliche Niedergang macht sich auch im Gesundheitswesen sehr stark bemerkbar«, sagte der Kuba-Experte.
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Der Mangel an Devisen behindert auch die Produktion der beiden in Kuba entwickelten Corona-Impfstoffe Abdala und Soberana - denn einige der Bestandteile der Vakzine müssen importiert werden. »Kuba ist das einzige Land in Lateinamerika, das einen eigenen Impfstoff entwickelt hat«, sagte Linder. Doch der wissenschaftliche Fortschritt werde durch den Materialmangel ausgebremst.
Etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung sei bereits einmal geimpft. Allerdings würden für einen vollständigen Schutz drei Injektionen benötigt. Die Impfbereitschaft sei sehr hoch. »Impfskepsis ist kein relevantes Thema«, sagte Linder. epd/nd
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