Sorge vor den Reiserückkehrern

Bildungsverwaltung verlängert die verschärfte Testpflicht für Schüler um zwei weitere Wochen

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 3 Min.

Berlins Bildungsverwaltung steuert bei den Vorsichtsmaßnahmen im Rahmen des Schulstarts kommende Woche noch einmal nach. So wird die Pflicht für Schüler und Schulpersonal, sich drei statt der ansonsten inzwischen üblichen zwei Mal vor Ort auf das Coronavirus testen zu lassen, nun auf die ersten drei Schulwochen ausgeweitet. Bislang war die erweiterte Testpflicht nur für die erste Schulwoche vorgesehen.

Vor allem mit Blick auf die Reiserückkehrer aus Hochrisikogebieten habe man sich erschlossen »sehr vorsichtig, sehr konservativ vorzugehen«, begründete Bildungssenatorin Sandra Scheeres den Schritt am Freitag bei einer Gesprächsrunde mit Berliner Gesundheitsexperten. Scheeres betonte dabei, dass die Schulen besser gewappnet seien gegen das erneut dynamischer werdende Infektionsgeschehen als manch andere Einrichtungen. »Da muss sich der Bildungsbereich überhaupt nicht verstecken«, so die SPD-Politikerin. Zur Test- komme schließlich noch die Maskenpflicht - zumindest in den ersten beiden Wochen, dann werde man festlegen, ob die Maßnahme etwa für die Grundschulen aufgehoben werden kann oder nicht.

»Die Situation an den Schulen ist kontrollierbar«, meinte auch der Direktor des Instituts für Public Health der Charité, Tobias Kurth. Die Infektionszahlen seien hier ohnehin »nie dramatisch« gewesen. Trotzdem sei es wichtig, das Geschehen »sehr aufmerksam zu beobachten«. Ähnlich sieht das der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid. »Wir orientieren uns knallhart an den Daten, die wir haben. So funktioniert das in der Wissenschaft«, sagte Larscheid. Dazu gehöre aber auch: Keine wissenschaftliche Erkenntnis ist in Stein gemeißelt. »Garantien kriegen Sie vielleicht bei einer Bank. Mit Wissenschaft hat das nichts zu tun«, so der Amtsarzt.

Angesichts der aktuell überproportional hohen Infektionszahlen in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen mehren sich dennoch die Befürchtungen, dass die Bildungsverwaltung den Start ins neue Schuljahr zu lässig angeht. Regina Kittler, die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, kritisiert insbesondere das Festhalten am Präsenzunterricht in voller Klassenstärke kritisch. Nicht zuletzt für die Mittel- und Oberstufen sehe sie es »als geboten an, neu zu entscheiden, was den vollen Präsenzunterricht angeht«, sagt Kittler zu »nd«. Ganz konkret: »Hier wäre in den ersten 14 Tagen Teilungsunterricht wohl angebracht.«

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Das freilich steht in der Bildungsverwaltung ebenso wenig zur Debatte wie Kittlers Forderung, allen Schülern ab zwölf Jahren ein Impfangebot vor Ort in den Schulen zu machen. Die Bildungsverwaltung hatte vor wenigen Tagen angekündigt, mobile Impfteams an die Oberstufenzentren zu schicken, um volljährigen Berufsschülern ein Impfangebot zu machen. Bildungssenatorin Scheeres machte nun noch einmal deutlich, dass nach den Oberstufenzentren später zwar auch die volljährigen Schüler der Gymnasien, Sekundar- und Gemeinschaftsschulen in die Aktion mit den mobilen Impfteams einbezogen werden sollen. Bei jüngeren Schülern sehe sie derzeit indes wenig bis gar keinen Spielraum.

Scheeres begründete ihre Zurückhaltung mit der - umstrittenen - Haltung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Die hatte sich im Juni darauf verständigt, vorerst keine allgemeine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren zu geben, obwohl der Impfstoff von Biontech und jetzt auch der von Moderna für diese Altersgruppen zugelassen sind. Aber Kommission ist nun mal Kommission, findet die Bildungssenatorin: »Ich werde einen Teufel tun, von der Stiko abzuweichen. Ich glaube, da haben sich die Mediziner etwas dabei gedacht.«

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