Noch mal die Weltstadt abfeiern

Der Regierende Bürgermeister lädt kommende Woche zur Metropolenkonferenz ein

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Auftritt von Chris Lehane dürfte kontrovers aufgenommen werden. Am Mittwoch kommender Woche tritt der Kommunikations- und Strategiechef der US-amerikanischen Ferienwohnungsplattform bei der vom Berliner Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) ausgerichteten Metropolenkonferenz in der Hauptstadt auf. Denn rund um den Globus kämpfen Weltstädte gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum durch die Vermietung als Urlaubsapartments.

»Genau diesen zähen Kampf wollte ich vermitteln«, erklärt Müller zu den Beweggründen für die Einladung an Airbnb-Vertreter Lehane, der unter dem demokratischen US-Präsidenten Bill Clinton unter anderem für den Umgang mit diversen Skandalen zuständig war. »Es ist immer noch am besten, wenn man direkt miteinander redet«, findet der Regierende Bürgermeister. »Ich hatte in den letzten Jahren mehrfach Kontakt mit Airbnb, und es ist in aller Regel eine deutliche Aussprache«, berichtet er. »Darüber zu reden, was die Städte nicht mehr akzeptieren wollen und mit welchen Instrumenten man dem begegnen will, finde ich wichtig.«

Die Konferenz »Metropolis: the new now« (Metropole: Das neue Jetzt) beginnt am Mittwoch kommender Woche. Vor Ort sein wird auf jeden Fall eine größere Delegation aus Warschau, inklusive Vizebürgermeister Michał Olszewski. Denn Berlin und die Hauptstadt Polens begehen das 30-jährige Jubiläum ihrer Städtepartnerschaft.

Eingeladen worden sind auch zahlreiche Stadtoberhäupter aus dem Globalen Süden. »Die wollten wir bewusst einbeziehen«, so Müller. Doch die Coronalage lässt für sie großteils keine Reisen ohne lange Quarantäne-Aufenthalte zu. Und so wird wohl auch die amtierende Gouverneurin der kenianischen Hauptstadt Nairobi, Anne Kananu Mwenda, nur online teilnehmen können. »Wir werden den Austausch im Wesentlichen in einem digitalen Format erleben«, bedauert Müller. Gerne hätte er auch den Regierungschef der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires getroffen, mit dem ihn schon eine Art Freundschaft verbindet.

Überhaupt hätte dieses Feuerwerk der Internationalität eigentlich schon zum 100. Geburtstag der Gründung Groß-Berlins stattfinden sollen. Nun kann Michael Müller wenigstens noch vor dem Ausscheiden aus dem Amt nach Ende der Legislatur im Herbst noch mal mit Metropolenflair glänzen. Er bewirbt sich um ein Bundestagsmandat.

Auch das Thema Corona-Impfungen werde sicher eine Rolle spielen, sagt Müller. »Wir setzen uns sehr mit den Querdenkern auseinander und mit einer Impfmüdigkeit oder -ablehnung«, so der Regierende. »Aber wir leiden hier auf hohem Niveau, weil wir drei, vier, fünf Impfstoffe haben. Viele Kollegen haben nur einen.«

Welche Metropolen Berlin in manchen Dingen voraus sind? »Ein Beispiel ist Wien beim kommunalen Wohnungsbau«, erklärt Michael Müller. Rund die Hälfte des Bestands ist dort in gemeinwohlorientierter Hand, doppelt so viel wie in der Hauptstadt. »Wir haben gelernt, dass man beim Thema Beschleunigung beim Öffentlichen Personennahverkehr sehr viel restriktiver vorgehen muss«, nennt er noch ein Beispiel. Wo in Johannesburg oder Buenos Aires der Individualverkehr eingeschränkt werde, erhalte der ÖPNV absoluten Vorrang. Um dann zurückzurudern: »Ob das in Berlin überhaupt nötig ist, ist eine andere Frage.«

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