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  • Donata Hopfen und DFL

Mächtiger Meilenstein

Mit Donata Hopfen bekommt die Deutsche Fußball Liga erstmals eine Frau an der Spitze. Vor ihr liegen viele Herausforderungen

  • Frank Hellmann, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 4 Min.

Viel schneller als gedacht setzt die Deutsche Fußball-Liga (DFL) eine Kernforderung um, die immer wieder an den Fußball herangetragen wird: ihn von der Spitze aus weiblicher zu machen. Nicht nur den Frauenfußball, sondern auch Frauen im Fußball zu fördern, stand im Februar dieses Jahres als einer der zentralen Punkte im Ergebnisbericht der »Task Force Zukunft Profifußball«. Nun sind ein halbes Jahr später bereits Taten gefolgt: Donata Hopfen tritt am 1. Januar des nächsten Jahres die Nachfolge des auf eigenen Wunsch ausscheidenden DFL-Geschäftsführers Christian Seifert an und unterschreibt einen Dreijahresvertrag.

Auf der Rechnung hatten die zuletzt für BCG Digital Ventures tätige 45-Jährige nur die wenigsten, aber die allerwichtigste Personalentscheidung für die 36 Lizenzvereine unter dem DFL-Dach zeugt von einigem Mut. Nimmt sich daran auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein Beispiel, wenn schon bald das vakante Amt des Präsidenten neu zu besetzen ist? Die Königspersonalie der DFL könnte jedenfalls ein Fingerzeig für den DFB sein. Sollten die beiden wichtigsten Fußball-Institutionen bald von einer Frau geführt werden, wäre das ein mächtiger Meilenstein. Seifert wird seinen ursprünglich bis Juni 2022 laufenden Vertrag vorzeitig auflösen und seiner Nachfolgerin noch beratend zur Seite stehen.

»Donata Hopfen ist die richtige Persönlichkeit für eine der wichtigsten Positionen im deutschen Fußball«, teilte der DFL-Aufsichtsratsvorsitzende und DFB-Interimspräsident Peter Peters mit. »In einer Zeit des Wandels verfügt sie über alle Qualitäten und große Durchsetzungsfähigkeit, um die DFL im Sinne der Klubs in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft zu führen«. Sie selbst sagte: »Der deutsche Profifußball besitzt eine große Tradition und ist tief in der Gesellschaft verankert.« Es gelte, den Ruf der beiden Bundesligen »vor dem Hintergrund technologischer, gesellschaftlicher und medialer Veränderungen im Umfeld des Fußballs zu bewahren – und gleichzeitig innovativ weiterzuentwickeln.«

Hopfen obliegt nicht nur die Verantwortung für Medien und Digitalisierung, beides klassische Vermarktungsthemen, sondern in ihrem Jobprofil steht auch ein »klares Bekenntnis zu gesellschaftlicher Verantwortung«. Themenfelder wie Nachhaltigkeit oder Klimaschutz sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, und auch der deutsche Profifußball kann sich nicht länger vor seiner Verantwortung drücken.

Spannend wird zudem, wie sich die Bundesliga positioniert, wenn sich international durch Turbokapitalismus hochgezüchtete Vereine wie Paris St. Germain oder Manchester City nicht mal von einer Pandemie bremsen lassen. Oder wenn Traditionsvereine national nur noch zweit- und drittklassig spielen. Genau wie Seifert im Jahr 2005 rückt jetzt auch Hopfen als Seiteneinsteigerin über die Medienbranche auf den Chefsessel der DFL-Zentrale im Frankfurter Westend. Die »Medienfrau des Jahres 2014« startete bei der Unternehmensberatung Accenture, arbeitete 14 Jahre lange beim Springer-Verlag, zuletzt als Vorsitzende der Geschäftsführung der Bild-Gruppe, ehe sie einem digitalen Gemeinschaftsprojekt großer deutscher Unternehmen namens Verimi vorstand. Wegbegleiter beschreiben sie als strukturiert, ausgesprochen fleißig und zielorientiert.

Dazu braucht es das ihr zugeschriebene Durchsetzungsvermögen, um die auseinanderdriftenden Interessen von 36 Lizenzvereinen wieder zusammenzubringen. Ihr Vorteil ist, dass sie ihr Amt unbelastet von den männlichen Verflechtungen im Metier angeht. Die Herausforderungen sind dennoch riesig: Eine lange Zeit auf ungehemmtes Wachstum getrimmte Branche muss wegen der Auswirkungen der Coronakrise die nächsten Jahren mit gesunkenen Fernseherlösen auskommen. Eine von der organisierten Fanszene zunehmend kritisch beäugte Liga sollte zudem die Kluft zur Basis wieder verkleinern. Für all diese Aufgaben braucht es auch intern eine hohe Akzeptanz.

Seifert war als Krisenmanager auch deshalb so erfolgreich, weil der 52-Jährige nicht nur über herausragende strategische Fähigkeiten und viel Scharfsinn verfügte, was ihm weit über die Bundesliga hinaus größten Respekt einbrachte. Zudem nützte ihm gerade zuletzt seine gute Vernetzung bis in höchste wirtschaftliche und politische Kreise. Über seine eigene Zukunft hat der in Frankfurt beheimatete zweifache Familienvater angeblich noch nicht entschieden. Durchaus denkbar scheint irgendwann noch eine Tätigkeit im englischsprachigen Raum, möglicherweise in Nordamerika.

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