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- Iran begrüßt Truppenabzug aus Afghanistan
Beim iranischen Staatspräsidenten kommt Freude auf
Ebrahim Raisi begrüßt den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan, das Land sorgt sich nun um eine große Zahl von Geflüchteten
Der Iran hat den Abzug der US-amerikanischen Soldaten aus Afghanistan begrüßt. Der neue Staatspräsident Ebrahim Raisi sprach von einer »Niederlage« der USA. Gleichzeitig teilte er dem scheidenden Außenminister Mohammad Dschawad Sarif am Montag in einem Telefongespräch mit, dass der Iran alle Gruppen in Afghanistan ermutige, auf die nationale Einheit als »benachbarter und brüderlicher« Staat hinzuarbeiten, ist laut Al-Jazeera auf Raisis Website zu lesen.
Dass die Islamische Republik Iran sich die Hände reibt nach dem desaströsen Ende des Afghanistan-Abenteuers der USA, muss nicht verwundern. Zu lange schon versuchen sich die beiden Erzfeinde zu schaden, wo es geht. Aber die Taliban sind damit nicht automatisch Freunde des Irans: Zur Zeit der ersten Taliban-Herrschaft in den 1990er Jahren kam es zu gefährlichen Spannungen zwischen dem mehrheitlich schiitischen Iran und den sunnitischen Taliban, die einer vom saudischen Wahhabismus inspirierten Auslegung des Islam folgen – und diese ist explizit anti-schiitisch. Bei der Einnahme der nordafghanischen Stadt Masar-e Scharif am 12. August 1998 töteten die Taliban als Vergeltung bis zu 10 000 Angehörige der schiitischen Hazara-Minderheit und ermordeten acht iranische Diplomaten. Der Iran zog daraufhin 70 000 Soldaten an der Grenze zusammen, sah aber von einer Invasion ab.
Aus Angst um die Sicherheit seiner Diplomaten hat Teheran jetzt deren Zahl in der Botschaft in Kabul auf ein Minimum reduziert; auch das Konsulat in Herat bleibt geöffnet. Die meisten Mitarbeiter der Konsulate in Masar-e Scharif, Dschalalabad und Kandahar seien vorerst nach Kabul verlegt worden, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Said Khatibzadeh, zurück blieben nur Wachleute und einige Ortskräfte.
Experten gehen aber davon aus, dass Teheran angesichts der Rückkehr der Taliban an die Macht eine pragmatische Haltung einnimmt. Vor nicht langer Zeit hatte Teheran auch eine Taliban-Delegation empfangen. Der Iran und Afghanistan teilen sich eine über 900 Kilometer lange Grenze, bereits jetzt leben nach UN-Angaben im Iran fast 3,5 Millionen afghanische Flüchtlinge.
Aber über den Umgang mit den Taliban streiten sich im Iran die Lager innerhalb der Regierung. Einige politische Kreise in Teheran sind der Auffassung, dass die Taliban sich verändert hätten und daher nicht mehr als Feind eingestuft werden sollten. Andere sagen, dass die jüngsten Entwicklungen genau das Gegenteil bewiesen haben. Außerdem bleibe der schiitische Iran für die sunnitischen Taliban stets ein religiöser Erzfeind.
Die größte Sorge des Irans ist eine erneute Flüchtlingswelle. Das Land hatte nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1979 Millionen afghanische Flüchtlinge einreisen lassen, aber nur einen kleinen Teil als offiziell Geflüchtete registriert. Diese erhalten zumindest eine minimale Unterstützung. Der Großteil lebt dagegen unregistriert unter unwürdigen Bedingungen, kann seine Kinder nicht zur Schule schicken und muss sich das Leben meist als Tagelöhner verdienen.
Wegen Corona-Pandemie und Wirtschaftskrise ist es eher unwahrscheinlich, dass die Regierung in Teheran erneut eine große Anzahl Geflüchteter die Einreise erlauben wird. »Wir haben schon vor zwei Monaten mit einer neuen Flüchtlingswelle aus Afghanistan gerechnet und daher schon damals mit der Einrichtung von provisorischen Pufferzonen an den drei Grenzübergängen begonnen«, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Hussein Ghassemi, der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Die drei Pufferzonen an den Grenzübergängen im Nord- sowie Südosten des Landes sollen als vorläufiger Schutzraum dienen. »Sobald sich die aktuelle Situation wieder entspannt hat, können die Flüchtlinge dann von dort aus wieder in ihre Heimat zurückkehren«, so der Sprecher. Wegen der Corona-Krise im Iran werden laut Ghassemi Vertreter des Gesundheitsministeriums in den Pufferzonen tätig.
Die Botschaft ist eindeutig: Die Geflüchteten sollen erst gar nicht in die iranischen Städte gelassen werden – die Regierung will sie schnell wieder loswerden. Viele werden wohl die Flucht nach Europa antreten und müssen dann die neue, drei Meter hohen Betonmauer überwinden, die die Türkei an der Grenze zum Iran baut.
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