- Brandenburg
- Ausbildungsmarkt
Brandenburg wirbt um Berliner Azubis
Trotz Corona-Pandemie suchen zahlreiche brandenburgische Ausbildungsbetriebe nach Bewerbern - noch 5800 Stellen sind bei ihnen unbesetzt
Gut sechs Wochen vor dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres ist der Ausbildungsmarkt in Brandenburg noch in Bewegung. Zur Sorge zahlreicher Unternehmen ist noch immer eine große Auswahl an betrieblichen Ausbildungsstellen nicht besetzt.
»Im Augenblick sind rund 4500 Schülerinnen und Schüler im Land, die sich für eine betriebliche Ausbildung interessieren, noch nicht mit einem Ausbildungsplatz versorgt«, erklärte Ramona Schröder, Chefin der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit (BfA), am Mittwoch in Potsdam. Dagegen hätten die Ausbildungsbetriebe noch etwa 5800 freie Stellen im Angebot. Rein rechnerisch stünden also im Schnitt für 100 unversorgte Bewerber 129 offene Ausbildungsplätze zur Verfügung. Lediglich in den Landkreisen Uckermark und Oberhavel stelle sich die Situation anders dar. Dort gebe es derzeit mehr Bewerber als Stellen. Insgesamt gebe es aber derzeit noch einen deutlichen Überhang an betrieblichen Ausbildungsstellen, so Schröder. »Das zeigt, dass die Unternehmen dieses Thema trotz der Coronakrise nicht aus den Augen verloren haben.« Den hohen Stellenwert der Ausbildung von Fachkräften verdeutlichte sie mit dem Hinweis darauf, dass in den kommenden zehn Jahren in Brandenburg rund 200 000 Menschen altersbedingt aus dem Arbeitsprozess ausscheiden und durch Berufsnachwuchs ersetzt werden müssen.
Fachkräfte würden - trotz regionaler Unterschiede - in ganz Brandenburg gesucht, erläuterte die Regionalchefin in Anwesenheit von Wirtschaftsminister Jörg Steinbach und Bildungsministerin Britta Ernst (beide SPD). Angebote gebe es faktisch in allen Branchen - vom Bau über den Maschinenbau bis zur Energietechnik, einer echten Zukunftsbranche. Neben Unternehmen der Lagerlogistik suchten auch viele Handwerksbetriebe und Pflegeeinrichtungen Azubis.
»Wir befinden uns im Endspurt in Richtung Start des neuen Ausbildungsjahres. Jetzt ist die Gelegenheit für alle Jugendlichen, die noch auf der Suche nach einer betrieblichen Lehrstelle sind, ihre Chancen zu nutzen und sich aktiv zu bewerben«, so Ramona Schröder. Erfreulich sei, dass Berufsberatung und Information über Ausbildungsangebote im neuen Schuljahr endlich wieder direkt in den Schulen stattfinden könne.
Minister Steinbach verwies auf die Notwendigkeit, mit attraktiven Angeboten mehr junge Menschen dazu zu bewegen, sich für eine duale betriebliche Ausbildung zu interessieren. »Bisher wurden 5486 Ausbildungsverträge im Land abgeschlossen, das sind 8,3 Prozent mehr als im letzten Jahr, das ja sehr von Corona beeinflusst war. Das ist eine positive Entwicklung«, sagte er. »Zur Wahrheit gehört aber auch: Wenn ich das mit dem Jahr 2019 vergleiche, sind wir noch immer um 10,6 Prozent unter Vor-Corona-Niveau.« Dabei gebe es große regionale Unterschiede. Sorgen bereiteten besonders die Kammerbezirke Potsdam und Cottbus, während sich Frankfurt (Oder) bereits wieder auf Vor-Krisen-Niveau bewege. Steinbach würdigte die hohe Zahl der insgesamt rund 7100 Ausbildungsbetriebe im Land. Ihnen sei es zu danken, dass sich das Angebot an Ausbildungsstellen 2021 faktisch auf demselben Level wie 2019, also vor der Pandemie, entwickle.
Mit Blick auf die in Berlin fehlenden rund 2000 Ausbildungsstellen lud Steinbach Interessenten aus der Hauptstadt ein, sich im Umland nach Angeboten umzuschauen. »Setzen Sie sich in den Regio«, warb er. »Sie werden sehen: Man kann in Brandenburg nicht nur überleben, sondern auch sehr gut leben.« Duale Ausbildung sei eine »richtig gute Eintrittskarte in die Erwerbstätigkeit«.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.