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Lahmer Laschet
Markus Drescher über die wachsende Nervosität in der Union
Mit Armin Laschet als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf zu ziehen, war von vornherein ein Wagnis. Zu schlecht seine Umfragewerte und die Aussichten, die Union an der Macht zu halten, zu unberechenbar das Verhalten des unterlegenen, aber vermeintlich aussichtsreicheren Bewerbers Markus Söder, an dessen zugesicherter Unterstützung - wie der CSU insgesamt - man von Beginn an zweifeln durfte. Laschets Kandidatur, sie war und ist darauf ausgelegt, dass es rund läuft, dass er keine oder wenigstens nur kleine Fehler macht, dass sich die Union für einen Erfolg hinter dem NRW-Ministerpräsidenten einfach versammeln muss.
Doch diese riskante Rechnung scheint nicht aufzugehen, denn Laschets lasche Kampagne, seine Fehltritte, sein persönliches Abschmieren in den Umfragen ebenso wie das der Union sorgen zusehends für Nervosität. Die, sollte nicht alsbald der Trend umgekehrt werden, in Absetzbewegungen münden könnte. Als ein erstes Anzeichen dafür können ja bereits Söders fortgesetzte Sticheleien gedeutet werden.
Deren Ende fordert nun Friedrich Merz, und auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Heilmann ruft zur Geschlossenheit auf: »Das ist wie beim Fußball. Wenn sie jetzt anfangen, in der Mannschaft Diskussionen anzustellen, dann gewinnen sie die Partie ganz bestimmt nicht.« Doch genau in dieser Phase, vor der Heilmann warnt, befindet sich die Union. Mit jedem Aufruf, nun zu kämpfen, mit jeder neuen Wortmeldung, die Laschet vermeintlich verteidigt, mit jeder Warnung vor einer möglichen Wahlniederlage verstrickt sich die Union nur noch weiter im Abwärtstrend. Und demonstriert den Wähler*innen, dass die eigenen Leute ihren Kanzlerkandidaten auf der Verliererstraße wähnen. Für den ohnehin angezählten Laschet ist dies nun eine zusätzliche Bürde im Wahlkampfendspurt.
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