Kinder in den Brunnen gefallen

Immer mehr Jugendliche sind in Nordrhein-Westfalen wohnungslos geworden

Dass in der Corona-Pandemie soziale Härtefälle zunehmen würden und es insbesondere in den Familien zu erheblichen Spannungen kommen würde, war zu befürchten – statistische Angaben scheinen diese Vorahnung nun zu bestätigen: In Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Jahr die Zahl der Wohnungslosen um 7,2 Prozent gestiegen. Besonders drastisch ist dabei, dass rund ein Fünftel der erfassten Wohnungslosen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre waren, die eigentlich noch eine sichere Unterkunft und Stabilität benötigen, diese aber verloren haben.

Diese Kinder sind in den Brunnen gefallen und brauchen nun Hilfe. Für alle – das muss der Anspruch sein – sollte der Versuch unternommen werden, sie adäquat zu unterstützen: das Kind auf der Straße, das Drogenerfahrungen macht, ebenso wie die Tochter, die aus ihrer patriarchalen Familie geflohen ist, oder der Sohn, der vor den Ansprüchen der Eltern kapituliert hat.

Sicherlich haben es Hilfseinrichtungen schwer, mit einem solchen sprunghaften Anstieg der bedürftigen Jugendlichen umzugehen. Es wird strukturelle Anpassungen geben müssen – und zwar schnell, denn die Betroffenen brauchen jetzt Hilfe und nicht in drei Jahren.

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