Ein Lehrer gibt Gas und will überholen

Märkisch-Oderland: Linksfraktionschef Uwe Salzwedel im Rennen gegen Landrat Gernot Schmidt (SPD)

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Uwe Salzwedel zieht die Lederjacke an, setzt den Helm auf, schwingt sich aufs Motorrad. Das ist der Anfang eines knapp fünfeinhalb Minuten langen Videos, in dem Die Linke ihren Kandidaten für die Landratswahl in Märkisch-Oderland vorstellt. Vier Kandidaten werden am 26. September auf den Stimmzetteln stehen. Der Linksfraktionschef im Kreistag ist einer davon. Am Ende des Videos düst Salzwedel über eine Straße, winkt dem Kameramann zu und saust davon. Sein Wahlkampfslogan lautet: »Links überholen ist erlaubt!« So steht es auch auf seinen Wahlplakaten, die ihn ebenfalls auf dem Motorrad zeigen.

Zur Welt gekommen und aufgewachsen ist Salzwedel in Rüdersdorf, und dorthin ist er 1987 als Lehrer zurückgekehrt, unterrichtet am Gymnasium Geschichte, lebt im benachbarten Rehfelde. Der Pädagoge glaubt nicht, dass Jugendliche »politisch desinteressiert« sind – nur abgehängt seien sie, und deshalb müsse man mit ihnen ins Gespräch kommen. Zum Nahverkehr bemerkt der 59-Jährige, dass es nicht sein dürfe, dass im Oderbruch »jeder sein eigenes Auto haben muss«, weil die Bewohner nur früh und abends mit dem Bus aus dem Dorf weg- und zurückkommen.

Zu diesen und anderen Themen sagt Salzwedel seine Meinung in dem Video, das im Internet erst 58 Aufrufe zählt. Das zeigt vielleicht schon, wie schwer es der Kandidat haben wird gegen Landrat Gernot Schmidt (SPD), der sich um eine dritte Amtszeit bemüht. Nachdem der Agrotechniker mit Abitur im Dezember 2005 Landrat geworden war, kooperierte seine SPD in Märkisch-Oderland acht Jahre lang mit der Linkspartei und dem Bauernverband.

Kerstin Kaiser, damals Linksfraktionschefin im Landtag, bezeichnete die Kooperation in Märkisch-Oderland als mögliches Vorbild für eine rot-rote Koalition im Land Brandenburg. 2009 wurde dieser Wunsch Wirklichkeit und erlebte 2014 noch eine Neuauflage. Aber da war das Bündnis in Märkisch-Oderland schon zerbrochen. Landrat Schmidt beendete es, nachdem Bernd Sachse (Linke) ihn in die Landratsstichwahl gezwungen und erst dort mit 30,1 Prozent der Stimmen gegen ihn verloren hatte.

Lange vorbei sind die Zeiten, da sich der Sozialbeigeordnete Lutz Amsel (Linke) um die Integration der Flüchtlinge kümmerte. Märkisch-Oderland ist der einzige brandenburgische Landkreis, in dem Flüchtlinge nicht die 2016 eingeführte elektronische Gesundheitskarte erhalten und in dem sie ihre Stütze nicht aufs Konto überwiesen bekommen, sondern abholen müssen.

Landratskandidat Salzwedel muss Gas geben, um jetzt in die Stichwahl zu gelangen. Auf den Wahlzetteln steht er immerhin an Position zwei vor Landrat Schmidt und hinter dem Kreistagsabgeordneten und Buchhalter Falk Janke (AfD). Janke hat mal für den CDU-Politiker und letzten DDR-Verteidigungsminister Rainer Eppelmann gearbeitet und sich danach in rechten Gruppierungen wie Schill-Partei, Offensive D und Die Rechte getummelt.

Die Reihenfolge der Kandidaten auf den Wahlzetteln ergibt sich aus den Ergebnissen ihrer Parteien bei der Kommunalwahl 2019. Gewonnen hatte damals mit 17,7 Prozent die AfD, die 0,1 Prozentpunkte vor der Linken landete und 1,0 Prozentpunkte vor der SPD. Bei der Beurteilung der Aussichten von Landrat Schmidt ist allerdings zu bedenken, dass die CDU ihn unterstützt – und die erhielt bei der Kommunalwahl 15,5 Prozent.

Die Freien Wähler schicken mit dem Rechtsanwalt Rico Obenauf einen eigenen Kandidaten ins Rennen. Sie tun es zusammen mit den Wählergruppen »Die Parteilosen« und Inselgemeinden, den Unabhängigen Bürgern Petershagen/Eggersdorf und dem Falkenberger Sportverein Theodor Fontane. Seit Jahren verspreche Landrat Schmidt, die Kluft zwischen Land und Stadt zu verringern, so Obenauf. Doch könne jeder, der mit offenen Augen durch den Landkreis fahre, die Versäumnisse sehen.

Die Freien Wähler haben bei der Kommunalwahl 2019 fünfeinhalb Prozent bekommen. Stärkste Kraft im Kreistag ist mit elf Mandaten übrigens Die Linke von Uwe Salzwedel. Seine Partei hatte zwar genauso wie die AfD nur zehn Mandate gewonnen. Doch von der SPD trat Michael Gläser zur Linksfraktion über.

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