- Kommentare
- Krankenhausstreik
Klinikkonzern hatte alle Zeit
Claudia Krieg wundert sich über die Argumente von Vivantes
Man muss schon sagen: Mit seiner Argumentation führt sich der Vivantes-Konzern doch nur selbst vor. Erst wird gegenüber der Gewerkschaft Verdi, die nach dem Willen der organisierten Beschäftigten zum unbefristeten Arbeitskampf aufgerufen hat, bemängelt, dass »konstruktive Gespräche ein entsprechendes Klima erfordern« - der nun kaum noch abwendbare Streik gilt dann demgegenüber wohl als destruktiv. Auch bei der Charité äußerte man sich ähnlich.
Mal abgesehen davon, dass konstruktive Gespräche unter Druck sehr wohl stattfinden können, wenn sich alle Beteiligten einig sind, dass sich Zustände ändern müssen, die als untragbar wahrgenommen werden. Zur Erinnerung: Wie lange hatten die Klinikbetreiber Zeit für Verhandlungen ohne Streikdruck? Es sind ja nicht nur die mittlerweile 120 Tage seit Verkündung des Ultimatums der Berliner Krankenhausbewegung vergangen. Auch davor lagen viele Jahre, und mehr als anderthalb davon mit einer herausfordernden und andauernden Pandemie, in denen die Beschäftigten unter noch schwierigeren Bedingungen arbeiten mussten, als ohnehin schon. Längst hätte man »konstruktive Gespräche« führen können. Und längst hätte man die Entlastung, die Personalbemessung, die Investitionen an den Start bringen können oder zumindest die Bereitschaft signalisieren können, dass sich zeitnah darum bemüht wird. Der aktuelle Arbeitskampf ist überdies schließlich nicht der erste Krankenhausstreik in Berlin.
Es sind nicht die Klinikbetreiber*innen selbst, die auf den Stationen alleingelassen sind mit hilfs- und pflegebedürftigen Menschen, es sind die Beschäftigten, die unmittelbare Verantwortung tragen für das Leben ihrer Patient*innen. Sie haben das Recht auf Gespräche, Verhandlungen - und auf Streik. Nur so hört man sie an.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.