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Der Terrorist
Siradschuddin Haqqani wird neuer afghanischer Innenminister
Mehrere Millionen US-Dollar ist der Kopf des Innenministers in der neuen afghanischen Übergangsregierung wert, jedenfalls für US-Behörden. Die USA bezichtigen Siradschuddin Haqqani verschiedener terroristischer Anschläge, denen auch US-Amerikaner zum Opfer fielen, und haben ihn schon vor Jahren auf ihre Terrorliste gesetzt. Nun soll Haqqani die innere Sicherheit gewährleisten.
Wann er geboren wurde, ist nicht eindeutig belegt: Einige Quellen sprechen von 1973, andere von 1977 oder 1978. Sein Vater war Dschalaluddin Haqqani, ein Paschtune aus der Provinz Paktia, der das dschihadistische Haqqani-Terrornetzwerk gründete und schon in den 1970er Jahren als Mudschahedin im bewaffneten Kampf aktiv war. Das Haqqani-Netzwerk, das allgemein als Teil der Taliban-Milizen angesehen wird, wird nun vom neuen Übergangs-Innenminister geleitet, der gleichzeitig einer der Stellvertreter von Übergangspremier Mullah Mohammad Hassan Achund ist.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Siradschuddin Haqqanis Ruf stützt sich auf die von ihm befehligten oder zugelassenen Terrorattentate in Afghanistan, so auf das Serena-Hotel in Kabul am 14. Januar 2008, bei dem sechs Menschen getötet wurden, darunter ein US-Amerikaner. Seine Gruppierung soll auch versucht haben, Ex-Präsident Hamid Karsai zu töten. Die ehemaligen Besatzungsmächte in Afghanistan werfen ihm zudem vor, Ende Mai 2008 in Kabul an einer afghanischen Volksschule in der Nähe einer Kaserne mehrere Schulkinder, einen Soldaten und einen Wächter getötet zu haben. Für den afghanischen Geheimdienst ist er auch verantwortlich für einen Bombenanschlag am 31. Mai 2017 in Kabul mit über 90 Toten.
Angesichts dieses bluttriefenden Lebenslaufs wird kaum ein Land mit diesem Taliban-Gruselkabinett, das nicht eine Frau in seinen Reihen hat, diplomatische Beziehungen aufnehmen. Bleibt abzuwarten, was nach der Übergangsregierung kommt.
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