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- Elite-Truppe gegen Terroristen
London baut »Afghanistan-Regiment« auf
Nicht nur ein Verdacht: Die britische Armee flog Hunderte afghanische Elitesoldaten aus Kabul aus
Der britische Ex-Soldat Paul Farthing hatte in Afghanistan ein Tierheim gegründet. Tagelang kämpfte er darum, seine Schützlinge – Tiere und Mitarbeiter – evakuieren zu können. Er drang mit seinem Anliegen bis zum Verteidigungsminister vor und hatte letztlich Erfolg. Ende August landete ein Evakuierungsflug mit mehr als 150 Katzen und Hunden am Londoner Flughafen Heathrow.
Tierschützer lobten die Operation »Arche«. Doch in sozialen Netzwerken überwog die Empörung darüber, dass man statt mehr bedrohter Menschen Tiere evakuierte. Als dann auch noch Fotos aus einem, nur mäßig besetzten Transportflugzeug auftauchten, in dessen Laderaum Platz für ein Diplomatenauto war, bekam die Debatte neuen Schwung. Da zählte wenig, dass die Regierung immer wieder betonte, britische Soldaten hätten, bei der »Operation Pitting« über 15 000 Menschen aus Afghanistan rausgeholt. Dazu gehörten rund 5000 britische Staatsangehörige und ihre Familien. Man erwähnte auch Afghanen, die den Besatzern als Dolmetscher oder in anderen Funktionen geholfen haben, und betonte, dass dank der Luftbrücke rund 2200 Kinder vor dem Taliban-Regime gerettet worden seien.
Eine evakuierte Gruppe tauchte bei den Aufzählungen jedoch nicht auf. Solange es ging, verschwieg man, dass unter den Ankömmlingen Hunderte afghanische Elitesoldaten waren. Die britische Boulevardzeitung »Mirror« hatte herausgefunden, dass die Royal Air Force allein am Wochenende des 21./22. Augusts rund einhundert Angehörige des afghanischen Command-Korps transportiert hatte. Weitere derartige Truppentransporte folgten. Als dann noch bekannt wurde, dass man die eingeflogenen afghanischen Soldaten in Standorten britischer Fallschirmtruppen und des Special Air Service (SAS) einquartierte, wurden Fragen nach dem Sinn der Geheimoperation laut.
Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im Unterhaus, Tom Tugendhat, der selbst als Offizier ihrer Majestät in Afghanistan gedient hatte, forderte, die afghanischen Kommandos willkommen zu heißen. Denn, so der Tory-Politiker, die evakuierten Soldaten hätten »ihre Loyalität tausendfach bewiesen«. Er wäre froh, »so ein Regiment afghanischer Scouts« in der britischen Armee zu haben.
In der Tat, die Angehörigen des afghanischen Commando-Korps, zu dem zuletzt über 20 000 Soldaten gehörten, wurde innerhalb der Nato als kampfstarke, vor allem aber verlässliche Einheit betrachtet. Deren Chefs hatten in den USA und Großbritannien Lehrgänge absolviert. Sie waren dabei von Marines, Fallschirmjägern und diversen Spezialeinheiten gedrillt worden. Ihre Kenntnisse gaben sie dann in einem Camp nahe Kabul an andere, bestens ausgerüstete und gut bezahlte Kämpfer weiter.
Doch auch diese Elitetruppe war nach dem Abzug der Nato-Truppen und angesichts des raschen Zerfalls der anderen afghanischen Armee-Einheiten nicht in der Lage, die vorrückenden Taliban aufzuhalten. Wohl aber sicherten sie den Kabuler Flughafen, bis die USA, Großbritannien, Deutschland und andere Staaten genügend Truppen eingeflogen hatten. 500 afghanische Elitekämpfer standen unter britischem Kommando – nicht nur am Airport selbst. Der »Daily Telegraph« berichtete, dass die Kommandosoldaten in Zivil durch Talibanstellungen in die Hauptstadtregion einsickerten, um dort untergetauchte Menschen zu finden, die für einen Flug nach Großbritannien »gebucht« waren. Das bestätigte der Chef des Generalstabs, Generalmajor Nick Borton, gegenüber Parlamentariern in London. Freilich erst nach dem Ende der Operation.
Klar war, die mutigen afghanischen Soldaten durften nicht in die Hände der Taliban fallen. Diese Verpflichtung verbindet man in London nun mit weitergehenden Überlegungen. Es wird erwogen, aus den eingeflogenen afghanischen Elitekämpfern ein sogenanntes »Afghan Regiment« zu formieren, um es in die britischen Streitkräfte einzugliedern. Als Vorbild dient dabei die sogenannte Gurkha-Brigade, rund 4000 nepalesische Soldaten, die für ihren Mut und ihre Kampfstärke – je nach Standpunkt – gelobt und gefürchtet werden. Die ersten Kämpfer rekrutierte die britische Kolonialmacht Anfang des 19. Jahrhundert. Seither waren Gurkha in allen Kriegen, die Großbritannien seither führte, eingesetzt. Gerade in geheimen Einsätzen taten sie sich hervor.
Solche Befehle erwartet demnächst wohl auch das »Afghanische Regiment«. Wozu sonst hat man die Soldaten ausgebildet, bezahlt und vor der Verfolgung durch die Taliban gerettet?! General Sir Richard Barrons, Ex-Chef des Joint Forces Command, schlug vor, die afghanischen Elitesoldaten nach Afghanistan zurückzubringen, damit sie es dort mit dem »Islamischen Staat« aufnehmen. Sie wären besser als alle anderen geeignet, Terrorristen zu stoppen. Wer als Terrorist gezählt wird, ist letztlich eine politische Entscheidung. So ist durchaus vorstellbar, dass Angehörige des Regiments Marschbefehle nach Pakistan, in den Iran oder andere Konfliktgebiete der Region erhalten könnten.
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