- Politik
- Gedenkstätte Hohenschönhausen
Herr Sbutewitsch
AfD-Politiker soll sich als falsches Stasi-Opfer ausgegeben haben
Geht es um Kritik am Gebaren der AfD, werden neue Hintergründe zu ihren rechtsextremen Seilschaften aufgedeckt, reagieren Parteivertreter*innen darauf oft polemisch: Es handele sich um nichts weiter als Versuche, politische Konkurrenz mit »DDR«- oder »Stasi-Methoden« zu diffamieren. Die AfD, die sei doch schließlich eine ehrenwerte Rechtsstaatspartei. Im Großen wie im Kleinen beweisen deren Vertreter*innen jedoch regelmäßig, wie wenig Substanz hinter dieser Selbstbeschreibung steckt.
Ein weiteres Heuchelei-Kapitel fügt dieser Erzählung nun Rainer Schamberger hinzu. Oder sollte man den 70-Jährigen besser mit Olexander Sbutewitsch ansprechen? Unter diesen Namen soll der Vize-Vorsitzende der AfD-Fraktion im Kreistag von Dahme-Spreewald in der Gedenkstätte Hohenschönhausen gearbeitet haben. Seit 2017 führte Schamberger alias Sbutewitsch auf Honorarbasis Besuchergruppen durch das frühere Gefängnis der DDR-Staatssicherheit, berichtet zuerst die »Märkische Allgemeine«.
Zweifel an seiner Identität kamen auf, nachdem ein Foto Schambergers in einem Medienbericht über dessen Arbeit als AfD-Kommunalpolitiker erschien und jemand die große Ähnlichkeit mit Sbutewitsch auffiel. Die Gedenkstätte bat ihren freien Mitarbeiter zum Gespräch, doch Schamberger stritt zunächst ab, dass es sich bei ihm und dem angeblichen Ukrainer um dieselbe Person handelt.
Mehrere Zeugen bestätigten jedoch das Doppelleben, die Gedenkstätte trennte sich von Schamberger aka dem falschen Sbutewitsch. Auch seine Ämter in der AfD lässt er inzwischen ruhen. Laut Website des Kreistages Dahme-Spreewald ist der 70-Jährige Jurist und Ökonom, laut »Märkischer Oderzeitung« war er zu DDR-Zeiten als Gastdozent an einer Universität in der Ukraine tätig. Dieser winzige Teil seiner wahren Vita dürfte die Grundlage für die falsche Geschichte des Aussiedlers Sbutewitsch gewesen sein.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.