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  • Berliner Kulturpolitik

Mit »Volldampf« für Kulturschaffende

Künstler in Berlin finden es wichtig, dass es mit Klaus Lederer einen Ansprechpartner in der Politik gibt

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 4 Min.

Der Kapitän am Steuer, der die Kultur sicher durch die Krise lenkt. Dieses Bild vermittelt Klaus Lederer am Montag bei einer Bootsfahrt mit Journalisten. Der Spitzenkandidat der Linkspartei und Kultursenator stellt sich für ein passendes Foto extra ans Steuer des Dampfers »Volldampf«, der im Historischen Hafen in Mitte liegt. Das 1896 erbaute Schiff bietet die perfekte Kulisse für die Erzählung Lederers, der sich in den vergangenen Monaten während der Coronakrise für die Kulturschaffenden der Stadt extrem ins Zeug gelegt hat. »Unser Punkt ist die Sicherung der Kulturszene in Berlin«, sagt Lederer – von den Museen, den Theatern, Galerien über die Musikschulen bis hin zu den Bibliotheken. An all diesen Orten befinden sich nach Lederers breitem Kulturverständnis Räume, die Gelegenheit bieten, einander zu begegnen – ohne Konsumzwang. »Kultur ist nicht nur Standortfaktor«, betont der Senator und Vizesenatschef, der 1974 in Schwerin geboren wurde, in Frankfurt (Oder) aufwuchs und 1988 nach Berlin kam.

Mit seinem Ansatz, Kultur in Berlin nicht nur an den großen Theatern und Opernhäusern festzumachen, sondern auch die Freie Szene und Subkultur stärker zu unterstützen, hat Lederer einen Paradigmenwechsel eingeleitet. Die Künstlerinnen und Künstler, die Kulturschaffenden, Clubbetreiberinnen und -betreiber genießen offensichtlich einen ganz anderen Stellenwert. »Es ist zu unserem Selbstverständnis geworden, dass wir Teil der Kultur sind«, sagt Sascha Disselkamp, der im Vorstand der Berliner Clubcommission ist und den Sage-Club an der Spree betreibt, an dem die Bootstour an diesem Montag entlangführt.

Dass sich die Bedeutung der Kultur in der Berliner Landespolitik nach 2016 noch einmal deutlich verändert, zeigte sich erst recht in der Coronakrise, die die häufig in prekären Verhältnissen arbeitenden Kulturschaffenden besonders hart traf. »Ihr habt Geld in die Hand genommen, das hat den Künstler*innen sehr geholfen«, sagt Heidi Sill vom Berufsverband Bildender Künstler*innen Berlin. Corona hieß für die bildenden Künstlerinnen und Künstler nämlich Verlust von Sichtbarkeit, weil keine Ausstellungen mehr stattfanden und die Galerien geschlossen blieben. Bis heute ist unklar, wie viele der Künstlerinnen und Künstler während der Krise aufgaben. In der Kulturszene an sich wurde angesichts dessen sehr stark zur Kenntnis genommen, dass es keine Kürzungen im Kulturhaushalt von Berlin gegeben hat.

Andernorts, so in Kommunen in Bayern, erzählt Berndt Schmidt, der Intendant des Friedrichstadt-Palastes, würden die Kulturetats bereits um 25 Prozent gekürzt. Schmidt spricht von »Goldenen Jahren für die Berliner Kultur« unter Klaus Lederer, ohne dass er das als parteipolitisches Zeichen für Die Linke verstanden wissen möchte. »Die Krise hat uns zusammengeschweißt«, sagt Schmidt.

Das Thema Kultur wurde seit dem Jahr 2016 unter Rot-Rot-Grün von einer anderen Warte aus betrachtet, beschreibt es Franziska Werner, die künstlerische Leiterin der Sophiensaele. Der Unterschied sei danach gewesen: »Wir haben einen Kultursenator.« Soll wohl heißen: Es gibt einen Ansprechpartner, der gut zu erreichen ist. Der sich auch um den Erhalt der kulturellen Produktionsstätten kümmert. »Wir haben alle das Problem, wie wir unsere Räume dauerhaft gesichert kriegen«, sagt Werner. Ihr Haus sei zwar bis 2023 abgesichert, aber was danach kommt, ist ungewiss. Für die Freie Szene waren die Maßnahmen des rot-rot-grünen Senats wie die Aufstockung und Ausweitung der Stipendien von Kulturschaffenden in der Krise »ein richtiger Weg«.

An das erfolgreiche Krisenmanagement würde Lederer nach der Wahl gerne anknüpfen. Die Linke schlägt deshalb eine »Neustartinitiative« für die Kultur vor, die gleich in der neuen Legislatur umgesetzt werden soll. »Wir verstehen Kulturpolitik als unverzichtbaren Bereich der Daseinsvorsorge«, heißt es im Wahlprogramm der Linkspartei.
Ob der Kulturetat nach der Wahl wie zuletzt weiter wächst, wie in der boomenden Zeit bis zur Coronakrise, ist indes fraglich. »Im Haushalt, den der Senat beschlossen hat, fehlt eine Milliarde Euro«, sagt Lederer. Er mache sich Sorgen, dass jetzt, wenn die Pandemie vorbei ist, der »Gürtel wieder enger geschnallt« werden müsse. Lederer sieht so etwas wie eine »Abwehrschlacht« voraus: »Um den gemeinsamen Stellenwert der Kultur müssen wir gemeinsam kämpfen, das kann kein Kultursenator im Einzelkampf mit dem Finanzsenator regeln.«

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