Naturparkleiter oder Bundestagsabgeordneter

Der parteilose Umweltschützer Carsten Preuß hat einen neuen Job. Wie lange macht er ihn?

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Seit dem 3. September leitet Carsten Preuß den Naturpark Dahme-Heideseen. Bereits am 26. September könnte eine neue berufliche Herausforderung auf ihn zukommen. Denn die Linke hat den parteilosen Landesvorsitzenden des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) als ihren Direktkandidaten im Bundestagwahlkreis 62 nominiert.

Dass sich der 58-Jährige gegen seine drei schärfsten Konkurrenten, die Bundestagsabgeordneten Sylvia Lehmann (SPD), Jana Schimke (CDU) und Steffen Kotré (AfD), durchsetzen kann, ist jedoch relativ unwahrscheinlich. Ganz ausgeschlossen ist es allerdings nicht. Die Umfragen und Prognosen bieten nach der Erfahrung früherer Wahlen keine Gewissheit. Was er im Falle eines Sieges machen würde, »entscheide ich nach der Wahl«, sagt Preuß. »Wenn die Bürger mich als ihren direkt gewählten Abgeordneten haben wollen, dann habe ich eigentlich keine Wahl«, überlegt er laut. »Es wäre schofelig, den Ruf in den Bundestag auszuschlagen.«

Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) vertraut offenbar darauf, dass Preuß den Sprung in den Bundestag nicht schafft. Denn hätte er ihn sonst wenige Tage vor der Wahl in der Naturparkverwaltung in Prieros ins Amt eingeführt? So könnte man meinen. Tatsächlich verhält es sich anders. Vogel hatte nicht auf dem Schirm, dass Carsten Preuß auf den Wahlzetteln steht. Das sei dem Minister erst bei der Fahrt nach Prieros aufgefallen, als er die Plakate mit dem Konterfei des Kandidaten sah, berichtet Preuß.
Ungeachtet dessen formulierte der Umweltminister anlässlich der Amtseinführung: »Der Naturpark Dahme-Heideseen bekommt mit Carsten Preuß einen ausgewiesenen Fachmann sowie langjährig engagierten Mitstreiter für die Weiterentwicklung der Nationalen Naturlandschaften in Brandenburg. Ich freue mich auf neue Impulse durch die neue Leitung und wünsche Carsten Preuß viel Erfolg für diese anspruchsvolle Aufgabe.« Vorgänger Gunnar Heyne hatte die Naturparkverwaltung rund zehn Jahre lang geleitet und ist nun Chef der Berliner Forsten.

Dass der parteilose Naturschützer Preuß der Linkspartei zuneigt, war Umweltminister Vogel selbstverständlich bekannt. Schließlich rückte Preuß im Jahr 2018 für die Linke in den Landtag nach und saß dort bis zur Landtagswahl 2019 in einem Ausschuss, in dem Axel Vogel die Grünen vertrat. Bereits bei der Landtagswahl 2014 kandidierte Preuß für die Linke und bei der Bundestagswahl 2017 ebenfalls. In der Stadtverordnetenversammlung seiner Heimatstadt Zossen (Teltow-Fläming) führt Carsten Preuß als Parteiloser eine gemeinsame Fraktion aus SPD und Linke.

Aufgewachsen ist Carsten Preuß in Niebendorf, einer kleinen Gemeinde im Süden des Landkreises Teltow-Fläming. Er machte eine Lehre als Agrotechniker und arbeitete 1988 als stellvertretender Abteilungsleiter beim Volkseigenen Gut (VEG) Pflanzenproduktion Lindenberg. Von 1988 bis 1993 absolvierte Preuß ein Fernstudium an der Sektion Landwirtschaft der Berliner Humboldt-Universität. Seit 1991 arbeitete er in der Kreisverwaltung.

2009 startete Carsten Preuß eine viel beachtete Petition gegen die Privatisierung ostdeutscher Seen. Weit mehr als 110 000 Bürger unterzeichneten. Das Anliegen: Die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft sollte die Seen, die in der DDR Volkseigentum waren, nicht weiter an private Interessenten verkaufen.
In der Zeit der rot-roten Koalition, die von 2009 bis 2019 regierte, erwarb das Land Brandenburg alle 194 Seen, die in seinen Breiten noch nicht verscherbelt waren. Es zahlte dafür 6,8 Millionen Euro und gab die Gewässer zum großen Teil an die Kommunen weiter. Ursprünglich wollte Brandenburg die Seen umsonst haben. Wozu bezahlen, was dem Volk doch sowieso gehört hatte? So dachte auch Carsten Preuß bei seiner Petition. Doch in dieser Frage ließ der Bund nicht mit sich reden.

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