Lichtblick für die Linkspartei

Landrätin Kornelia Wehlan gewinnt die Stichwahl in Teltow-Fläming

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.

»So eine tolle Frau. Eine Landrätin mit Programm, Charakter und Charme.« Der Landkreis Teltow-Fläming habe mit Kornelia Wehlan (Linke) eine gute Chefin und sie sollte es bleiben. So lautete vor der Stichwahl am Sonntag einer der Kommentare, die auf der Facebookseite der Politikerin nachzulesen sind. Es hat geklappt: Mit 55 zu 45 Prozent der Stimmen konnte sich die Amtsinhaberin gegen ihre Herausforderin Dietlind Biesterfeld (SPD) durchsetzen. Und bei einer Wahlbeteiligung von 30,5 Prozent schaffte Wehlan auch das Quorum: Sie bekam – wie in Brandenburg bei Landratsdirektwahlen vorgeschrieben – mehr als 15 Prozent der Stimmen aller Wahlberechtigten. Damit zählt ihr Sieg und sie darf ihre Funktion weitere acht Jahre lang ausüben.

»Ein tolles Ergebnis – und ein Lichtblick«, jubelt Linke-Landesgeschäftsführer Stefan Wollenberg. Denn es gilt zu bedenken: Brandenburgs Linke hatte bei der Bundestagswahl am 26. September nur 8,5 Prozent der Stimmen erhalten und damit einen historischen Tiefstand erreicht. Außerdem zählt Teltow-Fläming nicht einmal zu den klassischen Hochburgen der Sozialisten im Bundesland. Daran lässt sich ermessen, was für eine besondere Leistung der Wahlsieg von Wehlan ist. Er lässt sich nicht anders erklären als mit der Anerkennung, die sich Wehlan als Person in der Bevölkerung erworben hat. Anders versucht es auch niemand zu erklären.

In ihren bisher acht Jahren als Landrätin konnte sich die inzwischen 60-Jährige niemals auf eine Mehrheit im Kreistag stützen. Stattdessen wird im Parlament um die besten Ideen gerungen und mit wechselnden Mehrheiten abgestimmt. Wehlan hat angekündigt, an diesem Kurs festzuhalten.

In ihrer Heimat, der Kreisstadt Luckenwalde, erhielt sie am Sonntag 77,6 Prozent der Stimmen. Fast überall im Landkreis behielt sie die Nase vorn. Nur in Zossen, Rangsdorf, Blankenfelde-Mahlow und Großbeeren landete sie hinter ihrer Konkurrentin Dietlind Biesterfeld, der als Dezernentin in der Kreisverwaltung unter anderem das Ordnungsamt untersteht.

»Ich freue mich sehr«, reagiert Wehlan auf ihr erfolgreiches Abschneiden. Sie dankt ihren Wählerinnen und Wählern und verspricht: »Mit ganzer Kraft erfolgreich weiter. Für Teltow-Fläming. Gemeinsam!«

Viele haben im Wahlkampf mitgeholfen. So waren am 5. Oktober die Landtagsfraktion und der geschäftsführende Landesvorstand nach einer gemeinsamen Klausur in Teltow-Fläming unterwegs. Auch der Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi rührte die Werbetrommel und sagte: »Ich kenne Konni schon viele Jahre. Sie ist eine Landrätin mit Herz und Verstand. Nah an den Menschen. Das zählt.«

Aber auch die SPD-Kandidatin Biesterfeld konnte auf prominente Unterstützung bauen. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hatte den Bürgern empfohlen, sie anzukreuzen. Es hat nicht gereicht. »Es tut mir sehr leid, dass wir es nicht geschafft haben«, muss die Unterlegene in der Wahlnacht eingestehen. Sie versucht, ihr Team zu trösten: »Wir haben gut gekämpft und dafür, dass wir gerade aus einer Pandemie kommen, eine Situation, die die Amtsinhaber stützt, wirklich gut gekämpft.« Man habe viele Wähler mit Hoffnung erfüllt, »dass sich etwas ändern würde«. Nun aber sei Kontinuität angesagt und der alten und neuen Landrätin Kornelia Wehlan zu gratulieren.

Es kam keine Wechselstimmung auf. Schließlich kann sich die Bilanz von Wehlan sehen lassen. 2013 hatte sie den Landratsposten in Teltow-Fläming übernommen, auf den die SPD abboniert zu sein schien. Doch der Landkreis steckte in einer Schuldenfalle und erst Wehlan gelang es, den Haushalt zu sanieren. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 4,3 Prozent. Brandenburgischer Durchschnitt sind 5,5 Prozent, bundesdeutscher Durchschnitt 5,4 Prozent.

Zeitgleich mit der Landratsstichwahl in Teltow-Fläming gab es am Sonntag im Land Brandenburg auch zwei Bürgermeisterstichwahlen. In Spremberg (Oberspreewald-Lausitz) setzte sich die von Linke und CDU unterstützte Bürgermeisterin Christine Herntier (parteilos) mit 60,4 Prozent der Stimmen gegen Michael Hanko (AfD) durch. Die AfD stellt damit in Brandenburg weiterhin keinen Rathauschef. »Das zeigt, dass es den Sprembergerinnen und Sprembergern sehr wichtig ist, wer ihre Stadt führt, welche Themen und Schwerpunkte anstatt von billiger Polemik und Frustration gesetzt werden«, erklärte Herntier dem Rundfunk RBB. In Woltersdorf (Oder-Spree) siegte Christian Stauch (SPD) mit 63,7 Prozent über Mandy Schaller (CDU).

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