• Kultur
  • Buchmesse Frankfurt/Main

Dickhäuter

Hannah Mumby über das Leben der Elefanten

  • Harald Loch
  • Lesedauer: 3 Min.

Die meisten Menschen wiegen nicht so viel wie Elefanten«, bemerkt mit britischem Humor die Verhaltensbiologin Hannah Mumby in ihrem leidenschaftlichen Buch über die mächtigen Dickhäuter. Sie löst diesen schrägen Satz aber sogleich mit der Information auf: »Schon bei ihrer Geburt sind Elefanten etwa 100 Kilogramm schwer und einen Meter groß.« Die 1986 geborene Professorin führte es rund um die Welt, nach Kenia und Südafrika, nach Myanmar, Thailand und Nepal. Ihre Empathie für die vielfach bedrohten Tiere springt bei der Lektüre ihres wissenschaftlich exakten Buches auf den Leser über. Die Elefanten werden, auch durch die beeindruckenden Farbfotos, zu Lebewesen »zum Anfassen«.

• Buch im nd-Shop bestellen
Hannah Mumby: Elefanten. Das Leben der Riesen zwischen Geburt, Familie und Tod.
A. d. Engl. v. Heide Lutosch. Hanser, 302 S., geb., 26 €. •

Gewährt werden Einblicke in das Leben von Elefantenfamilien, in denen oft drei Generationen friedlich zusammenleben und die Elefantenkühe - Mumby spricht zuweilen auch von Elefantinnen - den Ton angeben. Der männliche Nachwuchs verlässt mehr oder weniger freiwillig mit 18 bis 20 Jahren die Gemeinschaft und sucht sich andere (männliche) Gefährten.

22 Monate dauert die Schwangerschaft, Jugend und Pubertät etwa 20 Jahre, das ganze Leben bis zu 80 Jahren - wenn kein Unglück es verkürzt, etwa Krankheiten, vor allem durch den Befall von Parasiten, Konkurrenzkämpfe unter männlichen Elefanten oder, beschämenderweise, insbesondere der illegale Abschuss. Durch die (Profit)Gier nach Elfenbein sind die Elefanten vom Aussterben bedroht. Ein ganzes Kapitel widmet die Autorin dem inzwischen weltweit geächteten Mord an dieser Spezies.

Mumby gibt »ihren« Elefanten Namen, individualisiert sie quasi. Das Publikum erfährt, dass in Myanmar (früher Burma) seit etwa 100 Jahren für jeden der vielen dort registrierten Elefanten ein kleines grünes Heft mit allen wesentlichen Informationen geführt wird: eine äußerst ergiebige Quelle für die Forschung.

Erstaunlich ist die Ausprägung der Sinnesorgane von Elefanten. Vor allem der Geruchssinn ist hoch entwickelt: »Wir wissen, dass Elefanten fast 2000 funktionelle Gene haben, die für das Riechen zuständig sind.« Im Vergleich dazu haben Hunde 811, Ratten 1207, Makaken 309 und Menschen 396.

In Myanmar und Thailand werden Elefanten nach wie vor als Arbeitstiere im Forstbetrieb eingesetzt. Deren Lernfähigkeit und Leistungskraft ist enorm. Sie sind prinzipiell dem Menschen wohlgesonnen. Und so appelliert Hannah Mumby an ihre Leser »als letzte Generation, die die Natur retten kann. Es wäre eine große Sache, wenn ihr irgendwann sagen könntet: Ich gehörte zu dieser Generation, und ich habe etwas getan.«

nd-LITERATUR-Beilage als PDF zum Download>>

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!