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Krise, Klima, Klopapier
Die Diagnose von Philip Broistedt und Christian Hofmann
Der Titel ist vielversprechend hoffnungsvoll, ermutigend, freut den linken Leser: »Goodbye Kapital«. Indes: ein Traum von über 200 Jahren Kampf gegen eine ausbeuterische, inhumane, ungerechte Gesellschaft, der knapp 70 Jahre fast in Erfüllung zu gehen schien auf einem Teil des Erdenrunds. Sich dessen gewahr, setzten die Autoren Philip Broistedt und Christian Hofmann ihrem Buch ein Zitat des Philosophen des Prinzip Hoffnung, Ernst Bloch, voran: »Was nicht ist, kann noch werden, was verwirklicht wird, setzt Mögliches in seinem Stoff voraus. Es gibt im Menschen dies Offene, und Träume, Pläne wohnen darin.«
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Philip Broistedt/Christian Hofmann: Goodbye Kapital. Die Alternative zu Geld, sozialem Elend und ökologischer Katastrophe.
Papy Rossa, 142 S., br., 12,90 €.
Die Idee zu ihrem Buch, so die Autoren, wurde während der Finanzkrise 2008 geboren, bestärkt durch die globale Revolte ab 2011. »Plötzlich ›empörten‹ sich massenhaft Menschen und setzten sich auch in Bewegung. Die Formen, in denen sie dies taten, erschienen uns dabei allerdings zunächst so diffus, abstrakt und widersprüchlich.« Weshalb die Autoren erst einmal abwarten, beobachten wollten, bevor sie zu ihrer Streitschrift anhuben.
»Von der Arabellion zu Occupy« ist ein Abschnitt im Buch überschrieben. »Im Nachhinein, beim nochmaligen Lesen von Flugschriften aus Spanien, Portugal und den USA fiel uns auf, dass die Protestbewegung(en) in ihrer Entwicklung einige kluge Fragen entwickelt hatten. Im Kern ging es dabei um das Rätsel, warum das Geld, das doch vom Menschen geschaffen und entwickelt wurde, nicht in seinen Diensten steht, sondern über ihm.«
Diesem Befund schließt sich ein Kapitel über Geld an: welche Macht es in der Gesellschaft einnimmt, ob wir es wirklich brauchen. Das berührt natürlich Eigentumsfragen, die im dritten Kapitel diskutiert werden, auch hier angelehnt an Marx. Wieder aufgeflammte Sozialproteste jüngst, so in Frankreich und Chile, sowie das gestärkte Bewusstsein für den Klimawandel stimmen das Autorenduo optimistisch. Beherzt nehmen sie sich aktueller Streitfragen emanzipatorischer Bewegungen an: national oder international, Klassen- oder Menschheitsaufgabe?
Das letzte, witzig mit »Krise, Klima, Klopapier« überschriebene Kapitel fasst die mit der Pandemie verschärfte Krise zusammen und endet froh: »The future is unwritten.«
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