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Dumm und lebensmüde
René Heilig zum beschlossenen Nato-Masterplan gegen Russland
Die Nato-Verteidigungsminister haben sich auf einen neuen »Masterplan« zur Abschreckung Russlands geeinigt. So wollen sie sicherstellen, dass das Bündnis auf gleichzeitige Angriffe Moskaus im Baltikum und in der Schwarzmeer-Region vorbereitet ist. Zwar stehe weder der eine noch der andere unmittelbar bevor, doch es gilt: Man darf Putin und seinen Generalen nicht eine Sekunde lang über den Weg trauen.
Die wohl naheliegendste Reaktion auf diese Brüsseler Verkündung wäre wohl, den Zeigefinger an die Stirn zu führen. Doch leider meint es die Nato ernst. So ernst, wie Putin Russlands militärische Erneuerung vorantreibt. Das ist so, als ob zwei voll besetzte Züge auf demselben Gleis aufeinander zurasen. Falls nur einer nicht rechtzeitig bremst, dann…? Dann müssen wir uns über nichts mehr Gedanken machen. Weder über wachsende Heizkosten noch über Mindestlöhne; und auch die Frage, wie man den Klimawandel mäßigt, wäre irrelevant.
Hatten wir das nicht alles schon mal? Und waren wir nicht froh, dass die Welt den Irrsinn eines kalten Krieges – und damit die allgegenwärtige Gefahr eines heißen – überwunden hatte? Atomwaffen als Beweis von Überlegenheit? Das bleibt – übrigens auch militärisch – so dumm wie lebensmüde. Trotzdem erklärt die deutsche Verteidigungsministerin, man sei bereit , »solche Mittel« einzusetzen.
Wer sich noch immer nur definieren kann, wenn er anderen bis zur letzten Konsequenz mit Gewalt droht, stellt sich und seinen politischen Fähigkeiten ein Armutszeugnis aus. Das gilt nicht nur für Brüssel, Washington, Moskau , Peking oder die Uno in New York. Was unternimmt Berlin, um endlich wieder Vertrauen über Länder- und Bündnisgrenzen hinweg aufzubauen und Vernunft als Überlebenskraft zu stärken? Wo bleiben die seit Jahren mehrfach versprochenen Gesprächs- und Abrüstungsinitiativen? Auch aus den bisherigen Sondierungsrunden ist dazu noch nichts Sinnhaftes zu hören gewesen.
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